US-Präsident Donald Trump ist im Wahlkampfmodus. Fast täglich macht er Stimmung gegen Migranten, die derzeit in Mexiko auf dem Weg in Richtung USA sind. Am Mittwoch kündigte er an, dass zwischen 10'000 und 15'000 Soldaten an der südlichen US-Grenze stationiert werden könnten. BLICK beantwortet die wichtigsten Fragen zum Plan.
Wen will Trump eigentlich aufhalten?
Flüchtlinge aus Honduras, Guatemala und El Salvador: Zusammen bilden sie eine «Migranten-Karawane», die seit dem 12. Oktober über Mexiko in Richtung USA marschiert.
Wie viele Menschen gehören zur Karawane und wie geht es ihnen?
Die Zahlen variieren stark. Am Anfang waren es nur ungefähr 160 Menschen, unterwegs schlossen sich ihnen immer mehr an. Auf dem Höchststand könnten es bis zu 7200 gewesen sein. Aktuell gehen Beobachter von 4000 bis 6000 aus. Viele haben den weiten Weg nicht durchgehalten oder in Mexiko Asyl beantragt.
Was wollen die flüchtenden Lateinamerikaner erreichen?
Sie wollen Gewalt, Hunger und Arbeitslosigkeit in ihren Heimatländern entkommen. Vielen macht die wirtschaftliche Perspektive zu schaffen, die Familien wollen aber auch ihre Kinder davor schützen, von Gangs rekrutiert zu werden. Im Schnitt verlassen deswegen allein in Honduras 200 bis 300 Menschen täglich ihr Land – nur die allerwenigsten treten den weiten Weg in die USA an.
An der US-Grenze wollen sie Asyl beantragen. Dafür müssen sie persönlich vor Ort sein – aus der Ferne geht das nicht.
Wo sind die Migranten aktuell und wann erreichen sie die Grenze?
Am 31. Oktober erreichten sie Juchitán de Zaragoza, das ist immer noch rund 1400 Kilometer von der US-Grenze entfernt. Wenn die Karawane im gleichen Tempo wie bisher vorankommt, braucht sie noch ungefähr einen Monat für diese Strecke.
Warum eigentlich eine «Karawane»?
Karawanen sind grosse Reisegruppen, die früher meist für Handel oder zum Pilgern unterwegs waren. Migranten-Karawanen aus Zentralamerika brechen schon seit Jahren regelmässig vor Ostern nach Amerika auf. Die aktuelle ist allerdings spontan entstanden.
Was passiert mit den Migranten, sobald sie die US-Grenze erreichen?
Sie beantragen Asyl. Danach beginnt der offizielle Asylprozess. Es handelt sich also nicht um eine «Invasion», wie Trump behauptet.
Weil die Behörden jedoch dermassen überlastet sind, kann der Asylprozess laut Migrationsexperten drei, vier oder auch fünf Jahre dauern.
Im April 2018 beschloss die US-Regierung eine Nulltoleranz-Politik für illegale Einwanderer – die Eltern kommen in Haft, ihre Kinder in Auffanglager. Die «Käfigkinder» erregten weltweit Aufsehen. Auf internationalen Druck hin unterschrieb Donald Trump im Juni ein Dekret, dass Familien künftig gemeinsam inhaftiert werden sollen.
Können die USA die Migranten einfach abweisen?
Nicht wenn die Migranten Asyl beantragen. Es ist ihr Recht, dass ihr Fall angehört wird, wenn sie sagen, dass sie vor Gewalt fliehen. Dann durchlaufen sie den Asylprozess und werden bis zu ihrer Anhörung auf verschiedene Hafteinrichtungen verteilt – meist in Grenznähe.
Die Flüchtlingskommission der Vereinten Nationen (UNHCR) erinnert alle Länder auf der Marschroute daran, dass manche der Migranten in ihren Heimatländern tatsächlich um ihr Leben fürchten müssen. «Es ist immer wichtig, dass Menschen Asyl beantragen können, bevor irgendeine Entscheidung zur Rückführung oder Deportation getroffen wird», schrieb das UNHCR kürzlich.
Was passiert mit den Migranten, wenn ihr Asylantrag abgelehnt wird?
Sie werden aufgefordert, die USA zu verlassen. Manche versuchen, illegal in den USA zu bleiben. Die meisten aber stranden auf dem Heimweg in Mexiko.
Sind die Migranten, wie Trump behauptet, ein Sicherheitsrisiko?
Nein, sagt John Sandweg, ehemaliger Direktor der US-Migrationsbehörde, in einem Interview mit dem britischen TV-Sender Channel 4. Es sei viel eher eine humanitäre Krise, die durch Militärpräsenz nicht gelöst werden könne. Die Migranten machen schliesslich einfach nur von ihrem Recht Gebrauch, legal Asyl zu beantragen. Die meisten von ihnen sind Familien oder junge Menschen auf der Suche nach einer besseren Perspektive.
Die Länder in Zentralamerika bräuchten Unterstützung. Nicht nur finanziell, sondern beispielsweise auch bei der Durchsetzung von Recht und Gesetz, so dass die Menschen nicht fliehen müssen.
Was sollen dann bis zu 15'000 Soldaten an der Grenze?
Laut dem Immigrationsforscher Andrew Arthur werden die Truppen nur logistische Unterstützung leisten. Man müsse sich nicht vorstellen, dass sie schwer bewaffnet an der Grenze stünden. Trumps Plan klingt also nur nach harter Hand – in Wirklichkeit ändert er gar nichts.