Weisses Haus? Wohl eher Tollhaus! Denn US-Präsident Donald Trump (72) scheint die Kontrolle über seine Mitarbeiter komplett entglitten zu sein. Am Dienstag werden erste brisante Auszüge des Buchs «Fear» publik. Der «Watergate»-Journalist Bob Woodward führte über Monate hinweg dutzende Gespräche mit Insidern in Washington. Seine Enthüllungen: Im Weissen Haus wird gelästert, gedroht und gestohlen (BLICK berichtete).
Jetzt der nächste Nackenschlag für Trump: Ein Mitarbeiter der Trump-Regierung packt in der «New York Times» aus. Die renommierte US-Zeitung hat am Mittwochnachmittag (Ortszeit) einen Gastbeitrag von einem «hochrangigen Mitarbeiter der US-Regierung» veröffentlicht. Titel: «Ich bin Teil des Widerstands innerhalb der Trump-Regierung».
Um wen es sich beim Regierungsmitarbeiter handelt, ist nicht bekannt. Die «New York Times» beteuert, ihr sei der Name des Autors bekannt. Seine Anonymität werde gewahrt, weil sein Job sonst in Gefahr sei. «Wir glauben, dass die anonyme Veröffentlichung dieses Essays die einzige Möglichkeit ist, unseren Lesern eine wichtige Sichtweise zu übermitteln», erklärt die Zeitung einleitend.
BLICK zitiert die relevantesten Passagen aus dem Essay:
Über den Widerstand im Weissen Haus
«Präsident Trump steht vor einer Bewährungsprobe für seine Präsidentschaft, die kein moderner amerikanischer Staatschef je zu bewältigen hatte. (...) Das Dilemma – das er nicht ganz begreift – ist, dass viele der hohen Beamten in seiner eigenen Regierung fleissig von innen heraus arbeiten, um Teile seiner Agenda und seine schlimmsten Einfälle zunichte zu machen. Ich weiss es. Ich bin einer von ihnen.»
Über die Beweggründe der Aufständischen
«Wir glauben, dass unsere oberste Pflicht diesem Land gilt. Der Präsident handelt weiterhin in einer Art und Weise, die der Gesundheit unserer Republik abträglich ist. Das ist der Grund, warum viele Trump-Beauftragte geschworen haben, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um unsere demokratischen Institutionen zu bewahren und gleichzeitig die fehlgeleiteten Impulse von Herrn Trump zu vereiteln, bis er sein Amt niederlegt.»
Über Meetings mit Trump
«Treffen mit dem Präsidenten laufen aus dem Ruder. Er führt diese Meetings mit Schimpfwörtern und seine Impulsivität führt zu schlecht informierten und gelegentlich leichtsinnigen Entscheidungen, die es umzustossen gilt.
Über die zweigleisige Aussenpolitik der USA
«Wir sind uns voll und ganz darüber im Klaren, was vor sich geht. Und wir versuchen, das Richtige zu tun, auch wenn Donald Trump es nicht tun wird. Das Ergebnis ist eine zweigleisige Präsidentschaft. Nehmen wir die Aussenpolitik als Beispiel: Sowohl in der Öffentlichkeit als auch im Privaten zeigt Präsident Trump eine Vorliebe für Autokraten und Diktatoren wie den russischen Präsidenten Wladimir Putin und den nordkoreanischen Führer Kim Jong-un. Damit zeigt er wenig Wertschätzung für unsere Werte, die uns mit unseren Verbündeten verbinden.
Scharfsinnige Beobachter haben bemerkt, dass der Rest der Regierung auf einem anderen Weg operiert. Wir bestrafen Länder wie Russland für Wahlkampfeinmischungen und behandeln unsere Verbündete auf der ganzen Welt als Gleichgesinnte und nicht als Rivalen.»
Über ein mögliches Amtsenthebungsverfahren
«Angesichts der Instabilität gab es schon frühes Flüstern im Kabinett, als es um die Berufung auf den 25. Verfassungszusatz ging, der einen komplexen Prozess zur Entfernung des Präsidenten in Gang setzen würde. Aber niemand wollte eine konstitutionelle Krise auslösen.
Wir werden also alles in unseren Kräften Stehende tun, um die Verwaltung in die richtige Richtung zu lenken, bis sie - auf die eine oder andere Art und Weise - vorbei ist.»
Weisses Haus fordert Bekanntgabe des Autors
US-Präsident Donald Trump hat auf den Gastbeitrag entrüstet reagiert. Sein «Haussender» Fox News veröffentlichte ein Video, das Trump später auf seinem Twitter-Account teilte. Er nannte den anonymen Regierungsmitarbeiter «feige» und wies die Anschuldigungen zurück.
Am frühen Abend legte Trump auf Twitter nach. Er deutete an, dass der «ranghohe Regierungsmitarbeiter» wohl überhaupt nicht existiere. Und falls doch, müsse die Zeitung seinen Namen aus Gründen der «nationalen Sicherheit» sofort an die Regierung übergeben.
O'Donnell: «Es ist Geheimdienstchef Dan Coats»
Einer der sich weit aus dem Fenster lehnt bei der Suche nach dem Autor ist der bekannte MSNBC-Politkommentator Lawrence O'Donnell. Für ihn ist klar, dass es sich nur um Dan Coats handeln könne. Der Direktor der nationalen Nachrichtendienste habe mit seinen 75 Jahren nichts mehr zu verlieren und sei einer der wenigen aufrechten Republikaner, die es in der Vergangenheit schon gewagt haben, Trump zu widersprechen.
Update: Am Donnerstagnachmittag demetierte Dan Coats Urheber des anonymen Textes zu sein - ebenso wie Mike Pompeo und Mike Pence.