Australien – das Land der endlosen Weiten und der Abenteuer brennt lichterloh. Hunderte Buschfeuer wüten derzeit, viele davon sind nicht unter Kontrolle. Für die Metropole Sydney und den gesamten Bundesstaat New South Wales gilt seit letzter Woche der Ausnahmezustand. Im ganzen Land sogar ein Feuer-Verbot. Dennoch denken Behörden und Veranstalter nicht daran, das traditionsreiche Neujahrs-Feuerwerk von Sydney abzusagen.
Absurd, wenn man bedenkt, dass Rauchwolken ganze Städte verschleiern. Das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat bereits Reisewarnungen für die südwestlichen Bundesstaaten New South Wales und Queensland ausgeschrieben. Gegenden, die von den Flammen am meisten betroffen sind.
Dieses Jahr wüten die Brände besonders früh und intensiv. Bereits im September zerstörten Buschbrände über 100 Gebäude im Südwesten des Landes, weil Jugendliche ihre Zigi-Stummel unachtsam weggeworfen haben. Unterdessen wüten Hunderte Buschbrände, die vom Himmel gesehen wie ein riesiges Lauffeuer aussehen.
«Öffentlicher Gesundheitsnotstand»
Über 10'000 Feuerwehrleute, Polizisten und Rettungskräfte sind alleine in New South Wales gegen das Flammeninferno im Einsatz. Auch in der Millionen-Metropole Sydney sind die Flammen spürbar: Rauch legt sich wie ein Schatten über die Stadt – Mediziner sprechen von einem «öffentlichen Gesundheitsnotfall».
Während das Land im Flammenmeer versinkt und Jugendliche für das Klima demonstrieren, ist die Politik nicht nur gelähmt, sondern scheint blind zu sein.
Spitzenpolitiker glauben nicht an den Klimawandel
Denn viele Spitzenpolitiker in Australien zweifeln an den menschlichen Einfluss auf den Klimawandel und sprechen lieber von einem «linken Gespinst». Obwohl dieses Jahr die zweitwärmsten Temperaturen in New South Wales seit Beginn der Aufzeichnung gemessen worden sind, letztes Jahr gar die wärmsten. Dennoch sieht der Vize-Premier Australiens, Michael McCormack, darin keinen Zusammenhang mit den Buschbränden. Im Gegenteil: Für ihn ist klar, dass «verrückte Stadtbewohner» die Feuer gelegt haben müssen.
Bizarr: Während Sydney im Ausnahmezustand die Flammen vor der Stadtgrenze bekämpft, erklären die Behörden, dass das traditionelle Neujahrs-Feuerwerk in Sydney, «trotz der Dürre und den Bränden nicht abgesagt werden kann, da eine Absage den Unternehmen in Sydney schweren Schaden zufügen würde.» Ausserdem hätte eine Absage «keinen praktischen Nutzen für die betroffenen Gebiete.»
Das Feuerwerk am Hafen von Sydney, dass mehr als 3,5 Millionen Dollar verpulvert, hat eine lange Tradition. Dieses Jahr soll es das Lichtspektakel vom letzten Jahr übertreffen. Über 100'000 Feuerwerkskörper werden den Himmel einmal um neun Uhr und dann um Mitternacht für etwa eine Viertelstunde erhellen.
Anstatt die Tradition abzusagen, «wollen wir die Gäste am Neujahrs-Abend dazu ermuntern, grosszügig Geld für die Opfer zu spenden». So haben die Veranstalter bereits selber über eine Million Dollar an Hilfsorganisationen für den Kampf gegen das Flammeninferno gespendet.
Fläche grösser als Belgien zu Asche verbrannt
Und die Flammen machen vor nichts Halt. Hunderte Koalas sterben qualvoll. Auch acht Menschen sind den Flammen bereits zum Opfer gefallen. Über 1000 Häuser brannten alleine in New South Wales nieder. Insgesamt vernichtete das Feuer 3,6 Millionen Hektar Busch- und Ackerland. Das ist mehr als die Fläche von Belgien!
Das hat verheerende Auswirkungen auf Mensch und Natur. «Wir haben die tragische Nachricht, dass von dem Dorf Balmoral nicht viel übrig ist», sagte zuletzt diesen Sonntag Gladys Berejiklian, die Premierministerin des Bundesstaates New South Wales.
Und sie macht die «katastrophalen Wetterbedingungen» für die Brände verantwortlich. Auch Wissenschaftler zeigen auf den Klimawandel.
Die Brand-Saison beginnt drei Monate zu früh. Im September war die Durchschnittstemperatur in Queensland etwa zehn Grad über dem Schnitt. Letzte Woche herrschten in Australien Rekordtemperaturen. 40,9 Grad sind landesweit gemessen worden. Australien leidet seit rund zwei Jahren an extremer Dürre.