Am 24. März sperrte sich Co-Pilot Andreas Lubitz (†27) ins Cockpit von Flug 4U9525 der Germanwings ein und liess den Airbus A320 auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen abstürzen – der Autopilot war auf die Minimalhöhe 100 Fuss eingestellt.
Nun wird bekannt: Schon auf dem Hinflug von Düsseldorf nach Barcelona probte Lubitz den Absturz. Darauf deutet das Flugprotokoll hin, das die französische Flugunfallbehörde BEA aufgrund der Auswertung der Blackboxen erstellt hat (zum Bericht).
Lubitz vier Minuten alleine im Cockpit
Demnach verliess der Pilot um 7.20 Uhr das Cockpit. 30 Sekunden später, um 7:20:29 Uhr forderte das Kontrollzentrum Bordeaux Flug 4U9525 auf, von 37'000 Fuss auf 35'000 Fuss zu sinken.
Lubitz, der nun alleine im Cockpit war, folgte zwei Sekunden später der Anweisung. Doch um 7:20:50 Uhr stellte er die Höhe auf 100 Fuss ein. Doch schon nach drei Sekunden korrigierte Lubitz auf den Maximalwert von 49'000 Fuss ein. Der Flieger stabilisierte sich schliesslich auf 35'000 Fuss.
Um 7:21:10 gab das Kontrollzentrum Anweisung, den Sinkflug auf 21'000 Fuss fortzusetzen. Sechs Sekunden später betrug die eingestellte Höhe 21'000 Fuss. Rund eine Minute später aber, ab 7:22:27 drehte Lubitz wieder am Höhenregler. Die eingestellte Höhe lag die meiste Zeit auf 100 Fuss, veränderte sich aber mehrfach, bis sie sich um 7:24:13 Uhr auf 25'000 Fuss stabilisierte.
Um 7:24:15 Uhr, nach vier Minuten, kehrte der Pilot wieder zurück ins Cockpit.
«Das ist völlig verrückt»
«Das ist völlig verrückt, was der Co-Pilot hier gemacht hat», sagt Prof. Elmar Giemulla, Opferanwalt und Experte für Luftverkehrsrecht zu «Bild.de».
Und der Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg sagt: «Es war eine unnötige und vor allem ungewöhnliche Handlung des Co-Piloten, die Höhe von 100 Fuss beim Sinkflug einzustellen. Wenn er den Befehl nicht wieder zurückgedreht hätte, wäre diese Anweisung vom Computer ausgeführt worden.»
Damit sei klar, dass Lubitz den Absturz geplant hatte, schreibt «Bild.de». Bislang hatten Ermittler eine Affekt-Tat wegen einer psychischen Ausnahmesituation nicht ausgeschlossen.
Kurz vor dem Crash griff Lubitz noch ins Steuer
Die Untersuchungsbehörde hat zudem weitere Details zum Todesflug bekannt gegeben. Dem Zwischenbericht der Behörde zufolge bewegte Lubitz kurz vor dem Aufprall leicht das Steuer des Airbus - der Eingriff war jedoch nicht stark genug, um den Autopiloten ausser Kraft zu setzen, der auf 100 Fuss eingestellt war.
Die Flugschreiber bestätigen aus Sicht der Behörde, dass Lubitz die Maschine bewusst abstürzen liess. «Man kann daraus schliessen, dass er handlungsfähig war und dass alle seine Handlungen den gleichen Sinn hatten, nämlich das Flugzeug auf den Boden stürzen zu lassen», sagte BEA-Direktor Rémy Jouty in Le Bourget bei Paris.
Der Airbus der Lufthansa-Tochter zerschellte am 24. März auf dem Rückweg von Barcelona nach Düsseldorf in den französischen Alpen an einer Felswand, nachdem Lubitz einen Sinkflug eingeleitet hatte. Alle 150 Menschen an Bord starben. Darunter waren 72 Deutsche und 51 Spanier.
Lubitz litt in den vergangenen Jahren an Depressionen. Die deutschen Ermittler fanden Hinweise auf Selbstmordpläne. (sas/pin)