Des einen Freud, des andern Leid. Während Feriendestinationen wie die Südtürkei, Tunesien und Ägypten einen grossen Einbruch an Touristen erleiden, schnellen in Portugal die Zahlen in die Höhe. Und zwar massiv! «Dieses Jahr verzeichnen wir 50 Prozent mehr Buchungen als im Vorjahr», sagt Stephan Rohrer (32) von Portugal Service.
Es gebe ein klaren Grund für diesen Aufschwung. Rohrer: «Die Terrorangst! Meine Gäste berichten mir, dass sie nicht mehr in Länder reisen wollten, in denen man mit Anschlägen rechnen müsse.»
Seit fünf Jahren in Portugal
Der gelernte Versicherungsberater Stephan Rohrer stammt aus Kriens LU. Zusammen mit seiner Partnerin, der Gastrofachfrau Jacqueline Stettler (29) aus Grindelwald BE, vermittelt er in Portugal seit fünf Jahren Hotels, Ferienwohnungen und Immobilien. Zudem organisiert er Firmenanlässe und Gruppenreisen und unterstützt Auswanderer.
Inzwischen zählt Portugal Service vier Mitarbeiter. «Wir sind in der Nähe von Lagos stationiert und arbeiten mit vielen Partnern in der Schweiz und Portugal zusammen», sagt Rohrer. Er und seine Freundin haben die Firma gegründet, nachdem sie auf einer Europareise in Portugal hängen geblieben waren. «Es ist erstaunlich, dass wir Portugal als Feriendestination nicht besser kennen. Für viele ist das Land leider nur ein Anhängsel von Spanien», sagt er.
Nachts mit Minirock
Und er zählt die Vorteile auf: «Die Ruhe, das angenehme Klima, die Landschaft, die schönen Strände, das feine Essen, die tiefen Preise. Die Leute sind lebensfroh, benehmen sich aber ähnlich zurückhaltend wie wir Schweizer.» Die Kriminalität sei gering: Nachts könne eine Frau ohne Probleme im Minirock herumlaufen, ohne angemacht zu werden.
Einer von Rohrers Kunden ist Hanspeter Kämpfer (34) aus Basel. Er hat im Juni für seine Familie zwei Wochen in der Algarve im Süden des Landes gebucht. «Wir wollten eigentlich nach Kroatien fahren. Nach den Unruhen mit Flüchtlingen auf dem Balkan haben wir uns nun aber für Portugal entschieden.»
«Die sicherste Destination»
Die Portugiesen nützen den Schwung der neuen Touristen-Welle voll aus. Portugals Staatssekretär im Innenministerium, Jorge Gomes, verspricht: «Die Algarve soll offiziell zur sichersten Feriendestination Europas werden.» Die Massnahmen: Strengere Überwachung der Flughäfen sowie bessere Grenzkontrollen zur Bekämpfung von Terror und anderen kriminellen Handlungen. Ausserdem soll Schleusern, Waffenhändlern, Drogendealern, Schmugglern und Fälschern der Kampf angesagt werden.
Die steigende Nachfrage wirkt sich aber auch auf die Preise aus – vor allem in der Algarve. Laut der Hotel-Suchmaschine Trivago kostete hier im März eine Nacht mit 70 Euro durchschnittlich 18,6 Prozent mehr als im März 2015.