Terror-Zelle von Barcelona plante viel grösseren Anschlag
Sie bastelten an einer Super-Bombe

In der Nacht auf Mittwoch bereitete die Terror-Zelle in Alcanar Platja, 200 Kilometer südlich von Barcelona, ein monströses Attentat vor. Doch da ging etwas schief. Danach folgte die Todesfahrt in Barcelona.
Publiziert: 18.08.2017 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:35 Uhr
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Spanische Polizisten nehmen einen 30-Jährigen in Ripoll, nördlich von Barcelona, fest. Er ist ein Freund des ebenfalls verhafteten Driss Oukabir (28) und wird verdächtigt, der Terrorzelle anzugehören.
Foto: Robin Townsend
Myrte Müller

Es sollte ein Attentat werden, das alles Bisherige in den Schatten stellt. In der Nacht auf Donnerstag, also über 17 Stunden vor dem Blutbad in Barcelona, sitzen drei Männer in der Küche eines Ferienhauses in Alcanar Platja, etwa 200 Kilometer südlich von Barcelona. Die Männer basteln an über 20 Gasflaschen. Sie wollen eine Super-Bombe bauen, wie «El Mundo» schreibt.

Was die Dschihadisten nicht merken: Gas strömt aus. Kurz nach 23 Uhr kommt es zu einer Zündung. Das Gebäude fliegt in die Luft. In den Trümmern findet die Feuerwehr die Leichen zweier Terroristen und deren schwer verletzten Komplizen, einen Spanier. Bei der Detonation werden sechs Anwohner verletzt. 

Moussa Oukabir mietet zwei Transporter

Eigentlich hatten die Attentäter vor in Barcelona «einen oder mehrere Anschläge» zu verüben, sagte der katalanische Polizeichef Josep Lluís Trapero. Und: Nach dieser Explosion hätten die Attentäter «nicht mehr das Material gehabt, um Anschläge noch grösseren Ausmasses zu verüben.»

Gemietet wurde das Haus schon vor Monaten – möglicherweise von Drissi Oukabir (28), Bruder des mutmasslichen Todesfahrers auf den Ramblas, Moussa Oukabir (17). Die Ermittler gehen mittlerweile von einer mehrköpfigen Terrorzelle aus, in der die Marokkaner mit spanischem Pass eine wichtige Rolle spielen. Die Brüder sind nicht im Haus, als es in die Luft fliegt. Doch der Unfall lässt ihre Pläne ändern.

Statt einen Bombenanschlag zu verüben, mietet Moussa Oukabir zwei Lieferwagen unter dem Namen seines Bruders. Stunden später rast vermutlich er mit dem Transporter in die Menschenmenge auf Barcelonas Flaniermeile Las Ramblas, tötet 13 Personen und verletzt über 100. Dann flüchtet er.

Passant mit Messer angegriffen

Die Gewalt geht Schlag auf Schlag weiter. Um 1.15 Uhr kommt es an der Uferpromenade von Cambrils, 100 Kilometer südlich von Barcelona, zu einem weiteren Angriff. Fünf Männer machen mit ihrem Audi 3 Jagd auf Passanten, rasen in sie hinein und verletzen sie mit Messern und Macheten. Sechs Menschen werden verwundet, einige schwer.

Als die Polizei die Strasse blockiert,  stürmen die Männer auf die Beamten los. Die Täter tragen Sprengstoff-Gürtel. Attrappen wie sich später herausstellt. Die Polizei eröffnet das Feuer. Vier der Dschihadisten werden tödlich getroffen.

Ein Fünfter versucht zu fliehen. Er sticht einem Passanten ins Gesicht und wird kurz darauf von den Ordnungskräften ebenfalls niedergestreckt. Unter den Toten ist auch Massou Oukabir, der Todesfahrer von Barcelona.

Vier Terroristen wurden verhaftet

Bis heute konnten vier Terroristen verhaftet werden, darunter Moussa Oukabirs Bruder Driss und ein Freund von ihm, ein 30-jähriger Spanier. Die spanische Polizei sucht nun nach drei weiteren Terrorverdächtiger.

Während gestern mittag um 12 Uhr König Felipe von Spanien mit Regierungsvertretern an der Plaza Catalunya von Barcelona den Opfern gedenkt, kommt die Meldung: Eine in Cambrils niedergestochene Frau erlag im Spital ihren schweren Verletzungen. Somit steigt die Zahl der Attentatsopfer auf 14. 

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