Donald Trump hat eine Militäroffensive gegen Syrien gestartet. Zusammen mit Frankreich und England attackiere man Ziele, die chemische Waffen abfeuern können, teilte der US-Präsident in einer kurzfristig angesetzten Pressekonferenz um 03.00 Uhr Schweizer Zeit mit. Die Angriffe seien Vergeltung für den Einsatz chemischer Waffen durch die syrische Regierung unter Baschar al-Assad auf das eigene Volk (BLICK berichtete).
Als der Präsident seine Rede begann, waren die Flugzeuge bereits unterwegs! Gegen 3.30 Uhr Schweizer Zeit waren die ersten Explosionen in der syrischen Hauptstadt Damaskus zu hören.
Kurz darauf wurden die Jets der Amerikaner, Briten und Franzosen von der syrischen Luftabwehr unter Beschuss genommen, berichteten Augenzeugen. Es seien 13 Raketen abgefangen worden, meldete die syrische staatliche Nachrichtenagentur Sana.
Wie CNN berichtet, waren auch Schiffe am Angriff beteiligt. Es seien mehrere Ziele in Syrien ins Visier genommen worden, sagte ein Militärsprecher. Welche das seien, wurde nicht spezifiziert.
Im Verlauf der Nacht gab es darüber Klarheit: US-Verteidigungsminister James Mattis sagte, dass drei Objekte getroffen worden seien: Ein Forschungslabor in Damaskus, ein Lagerhaus westlich von Homs, in dem die Westmächte Bestände von Sarin vermuten, sowie ein Warenhaus, das weitere Chemikalien gehortet haben soll.
«Wir haben getan was wir konnten, um Zivile Opfer zu vermeiden», sagte Mattis noch. «Wir wissen, dass dies sehr schwierig ist.»
Gemäss der syrischen Nachrichtenagentur Sana sollen drei Zivilisten verletzt worden sein.
Forschungslabor bestätigt
Die Organisation «Syrian Observatory for Human Rights» sagte gegen 3:45 Uhr, dass auch Militärbasen getroffen worden seien. Die Quartiere der Präsidentengarde und der 4. Armee-Division seien die Ziele gewesen.
Der Nachrichtenagentur Reuters sagte ein Augenzeuge, es habe mindestens sechs Explosionen gegeben. Ein weiterer Augenzeugte berichtete, dass der Ortsteil Barzeh getroffen wurde. Dort befindet sich ein wichtiges Forschungslabor. Damit bestätigte er die Aussagen des US-Verteidigungsministers.
CNN zitiert einen «hochrangigen US-Beamten» mit den Worten: «das ist noch nicht vorbei.» Dies heute sei nur die «die erste Welle von mehreren». Das wurde später allerdings von US-Seite dementiert. Verteidigungsminister Matthis sagte, es habe sich um eine «einmalige Aktion» gehandelt.
Chemiewaffen das Ziel
«Diese bösartige und verabscheungswürdige Attacke hat Mütter und Väter, Frauen und Kindern mit enormen Schmerzen zurückgelassen», sagte Trump in seiner Rede an die Nation. Trump bezeichnete die Anschläge als «Verbrechen eines Monsters».
Trump weiter: «Wir wollen nicht dauerhaft in Syrien bleiben. Ich freue mich auf den Tag, wenn wir unsere Männer und Frauen wieder zurückholen können.«Wir beten, dass Gott das Leid lindern wird und der ganzen Region den richtigen Weg weist.»
An Russland und den Iran gewandt sagte Trump: «Was für eine Art Nation würde im Zusammenhang mit dem Massenmord an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern stehen wollen?»
Briten kritisieren Russen
Nachdem Trump fertig gesprochen hatte, veröffentlichte die britische Premieministerin Theresa May eine Botschaft, welche die Nachricht Trumps bestätigte: Gemeinsam mit den USA und Frankreich greife man Ziele an, um Syriens Chemiewaffen unschädlich zu machen. Dass chemische Attacken stattgefunden haben, sollte niemanden überraschen der die Geschichte des Assad-Regimes kenne, sagte May weiter. Zudem kritisierte sie Russland dafür, dass eine UN-Untersuchung verhindert wurde.
Auch Frankreich bestätigte im Verlauf der Nacht, an den Angriffen beteiligt gewesen zu sein. Präsident Emanuel Macron sagte, dass die Attacke lediglich dem Zweck gedient hätte, die Chemiewaffen unschädlich zu machen.
Die Franzosen publizierten sogar ein Video, das den Abflug ihrer Kampfjets zeigt.
Was macht Russland?
Nach der Attacke drängen sich drei Fragen auf: Gibt es eine weitere Attacke der Westmächte, wie reagiert Syrien und was unternimmt Russland ? Die ersten beiden Antworten dürften miteinander verbunden sein: Ob Syrien erneut angegriffen wird, dürfte in erster Linie davon abhängen, wie sich Assad verhält. Zwar gab es in der Nacht US-Militärs die sagten, dies sei nur der erste von vielen Angriffen gewesen, doch vom Pentagon kam die klare Ansage, dass es sich vorerst um einen «One-Time-Shot» handeln würde. Falls nötig, sei man aber jederzeit bereit und in der Lage, wieder anzugreifen.
Wie sich Russland verhalten wird, ist schwieriger abzuschätzen. Offenbar wurde Präsident Wladimir Putin im Vorfeld nicht über den Angriff informiert. Eine grobe Beleidigung, über die sich die Russen empören. Anatoly Antonov, der russische Botschafter in den USA, sagte denn auch, dass es Konsequenzen geben würde. Einmal mehr seien mit den Angriffen auf Damaskus und Homs Warnungen aus Moskau ignoriert worden. Zudem hätten die USA, die selber chemische Waffen besitzen würden, keinerlei moralisches Recht, andere für das gleiche Vergehen zur Rechenschaft zu ziehen.
Das russische Aussenministerium sagte, die westlichen Angriffe kämen zu einem Zeitpunkt, an dem Syrien gerade eine «Chance auf eine friedliche Zukunft» gehabt habe. Es gebe weiterhin keine Beweise für den mutmasslichen Giftgasangriff auf die Stadt Duma, schrieb die Sprecherin des russischen Aussenministeriums, Maria Sacharowa, auf Facebook. Sie verglich die Situation mit dem Angriff auf den Irak 2003.
Iran warnt vor «regionalen Konsequenzen»
Der Iran hat vor «regionalen Konsequenzen» der westlichen Angriffe in Syrien gewarnt. «Die USA und ihre Verbündeten haben keinerlei Beweise und haben ohne überhaupt die Stellungnahme der Organisation für das Verbot Chemischer Waffen (OPCW) abzuwarten, diesen Militärschlag ausgeführt», teilte ein Sprecher des Aussenministeriums in Teheran am Samstag über den Kurzbotschaftendienst Telegram mit.
OPCW-Experten wollten am Samstag in Syrien mit den Ermittlungen zu dem mutmasslichen Chemiewaffenangriff der Regierungstruppen auf die Stadt Duma am 7. April beginnen.
Der Westen macht die Truppen von Machthaber Baschar al-Assad für den Angriff verantwortlich, bei dem am vergangenen Samstag örtlichen Ärzten und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge mehr als 40 Menschen getötet wurden.
Syrien kritisiert USA
Gegen 6.00 Uhr morgens meldete sich auch Syrien zu Wort. Der Angriff der drei Westmächte sei ein Verstoss gegen internationales Recht gewesen. «Einmal mehr bestätigen die USA und die Achse zur Unterstützung des Terrors, dass sie gegen internationales Recht verstossen, über das sie bei den Vereinten Nationen prahlerisch reden», meldete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana am Samstag. Die internationale Gemeinschaft müsse die Aggression verurteilen.
Die syrische Armee ist schon seit Tagen in voller Alarmbereitschaft und hatte sich am Mittwoch von weiteren Stützpunkten zurückgezogen. Am Dienstag verliess die Armee einige Militärbasen, um einer möglicherweise bevorstehenden Attacke der USA und seiner Verbündeten Frankreich und Grossbritannien weniger Angriffsfläche zu bieten.