Südkoreas Behörden gehen gegen Spanner vor
Putzkräfte müssen WCs täglich nach Minikameras absuchen

Die südkoreanischen Behörden machen Jagd auf WC-Spanner. Putz-Personal und Spezial-Beamten müssen öffentliche Toiletten in Seoul täglich nach versteckten Kameras absuchen. Die Täter sollen zur Rechenschaft gezogen werden.
Publiziert: 03.09.2018 um 21:06 Uhr
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Aktualisiert: 29.10.2018 um 11:12 Uhr
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Spezialbeamte und Reinigungspersonal kontrollieren die öffentlichen Toiletten.
Foto: Jung Yeon-Je/AFP

Öffentliche Toiletten in Südkorea sind keine sicheren Örtchen. In der Hauptstadt Seoul werden Frauen auf dem WC von versteckten Kameras gefilmt. Die Spanner laden die Videos ins Netz. Die Frauen erfahren meist erst davon, wenn sie sich auf einem Filmchen erkennen. 6000 solche Fälle registrierten die Behörden 2017.

Dem perversen Trend möchte die Regierung jetzt ein Ende setzen. Zurzeit sucht ein Team von 50 Spezialbeamten die öffentlichen WCs nach Mini-Kameras ab. Sie machen das aber nur einmal im Monat und haben in den letzten zwei Jahren keine Kameras gefunden. Jetzt muss das Reinigungspersonal mithelfen und die Kabinen täglich kontrollieren.

Nur zwei Prozent hinter Gitter

Die Spanner aufzuspüren, bleibt trotzdem schwierig. Denn die illegalen Mini-Kameras lassen sich innerhalb von 15 Minuten installieren, wie BBC berichtet. Selbst wenn die Täter gefunden werden, drohen ihnen nur milde Strafen: Von 5400 verhafteten Voyeuren landeten 2017 nur zwei Prozent im Knast.

So geht Südkorea gegen Spanner vor
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Grusel-Falle gegen Voyeur-Videos:So geht Südkorea gegen Spanner vor

Spannervideos sind in Südkorea schon seit längerem ein massives Problem. Selbst in der Öffentlichkeit müssen Frauen damit rechnen, dass ihnen unter den Rock gefilmt wird. Kameras in Form von Stiften und Autoschlüsseln oder spezielle Ausspäh-Apps machen es möglich.

Schock-Videos auf Porno-Seiten

Ende 2017 verpasste die südkoreanische Polizei den Spannern eine Schocktherapie: Auf Porno-Websites verbreiteten sie selbst erstellte Fake-Filmchen. Darauf zu sehen sind zunächst nackte Beine und der Saum eines Rocks. Dann aber wird das dazugehörende Gesicht gefilmt – geschminkt wie in einem Horror-Film.

Die Behörden wollen mit den Schockvideos auf das Problem aufmerksam machen. Im August 2018 gingen Zehntausende Frauen in Südkorea gegen die versteckten Kameras auf die Strasse. Sie trugen Schilder mit der Aufschrift: «Mein Leben ist nicht dein Porno.» Die Fotos der Demonstrationen gingen um die Welt. (hah)

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