In der Lobby eines Wolkenkratzers in Beverly Hills, Los Angeles: Die Tür des Aufzugs öffnet sich. Michael Avenatti (47) tritt verschwitzt aus dem Lift. Er trägt schwarze, körperbetonte Sportkleidung. «Entschuldigen Sie die Verspätung, ich komme gerade aus dem Fitnessstudio», sagt der durchtrainierte Staranwalt. Fotos oder Videoaufnahmen sind heute nicht erlaubt. «Ich komme direkt von der Hantelbank», sagt Avenatti entschuldigend.
Avenatti vertritt die Pornodarstellerin Stormy Daniels im Rechtsstreit mit US-Präsident Donald Trump. Im Sommer kündigte Avenatti an, Trump im Jahr 2020 für die Demokratische Partei herausfordern zu wollen. Mitte November erfolgte die Kehrtwende: Der Anwalt wird in Los Angeles festgenommen. Er soll gegen seine Ex-Freundin gewalttätig geworden sein. Kurz darauf gibt er den Verzicht auf eine Präsidentschaftskandidatur bekannt.
BLICK: Sie haben sich als Kämpfer für die Demokraten bei der Präsidentschaftswahl 2020 in Stellung gebracht, jetzt werfen Sie bereits das Handtuch. Sind Sie ein Weichei?
Michael Avenatti: Meine Absage hat nicht mit mir, sondern mit Respekt gegenüber meiner Familie zu tun. Nach langen Diskussionen wurde ich von meinem privaten Umfeld gebeten, auf eine Kandidatur zu verzichten. Ich kann das nachvollziehen. Das politische Klima in den USA ist derzeit unglaublich giftig und ekelhaft. Bei einem Wahlkampf würde es nicht nur um mich, sondern auch um alle meine Angehörigen gehen.
Inwiefern spielen Ihre Verhaftung von Mitte November und die Klage wegen häuslicher Gewalt eine Rolle?
Überhaupt keine. Dieser Fall hat meine Entscheidung nicht beeinflusst.
Aber seit der Festnahme sind Sie von den TV-Bildschirmen verschwunden. Ihre politische Karriere ist vorbei, bevor sie überhaupt begonnen hat.
Klar, dieser Vorfall ist keine positive Entwicklung. Das streite ich auch nicht ab. Aber ich bin davon überzeugt, dass diese Vorwürfe nur eine kurzfristige Angelegenheit sind. Ich werde meine Unschuld beweisen. Ich habe noch nie eine Frau geschlagen und ich werde nie eine Frau schlagen.
Avenatti schaut immer wieder auf sein Handy, das regelmässig vibriert. Der Anwalt kämpft für Stormy Daniels vor Gericht gegen Trump. Einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen unterschrieb der Pornostar eine Schweigevereinbarung und erhielt dafür 130'000 Dollar. Im Frühling 2018 klagte sie gegen die Gültigkeit des Geheimhaltungsvertrags, dieser sei nur unter massivem Druck zustande gekommen.
Im Buch von Stormy Daniels erfahren wir viele pikante Details. Doch Trump bestreitet die Affäre nach wie vor.
Er ist ein Lügner. Trump weiss ganz genau, dass er bei seiner konservativen Wählerschaft mit einem Eingeständnis viel Goodwill einbüssen würde. Wer ihm glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. Sein ehemaliger Anwalt Michael Cohen hat vor Gericht ja zugegeben, im Auftrag des Präsidenten die Schweigegeldzahlung in Auftrag gegeben zu haben.
Sie behaupten, noch viel mehr gegen Trump und Cohen in der Hinterhand zu haben. Alles nur ein Bluff?
Wir kennen noch mehr schmutzige Geheimnisse von Trump und seinem Fixer (Cohen; Anm. d. Red.), die wir bewusst noch nicht öffentlich gemacht haben. Wir warten den richtigen Zeitpunkt ab. Ich kann Ihnen keine Details verraten, aber Sie können mir glauben: Da kommt noch was!
Stormy Daniels wollte bereits vor den Präsidentschaftswahlen über ihre Affäre mit Trump auspacken. Wie wurde das konkret verhindert?
Meine Klientin wurde bereits 2011 von einer US-Zeitschrift kontaktiert, die über die Affäre Bescheid wusste. Stormy wurde dann plötzlich in einem Parkhaus in Las Vegas von einem Mann angegangen. Er drohte ihr Gewalt an, wenn sie ihre Geschichte erzählen würde. Die Story wurde letztlich nie gedruckt, weil Cohen der Zeitschrift mit einer Anklage drohte. Einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen wurde Stormy dann erneut unter Druck gesetzt. So kam die Schweigevereinbarung zustande.
Sie ging damit erst 2018 an die Öffentlichkeit. Ging ihr schlicht das Geld aus?
Nein, sie wollte ihren Namen reinwaschen. Cohen verbreitete falsche Informationen über meine Klientin. Das wollte sie sich nicht gefallen lassen.
Sie bedienen sich in Interviews und auf Twitter oft der Trump-Rhetorik. Sind Sie nicht einfach der Donald Trump der Demokraten?
Es gibt gewisse Ähnlichkeiten zwischen uns. Bestimmte Aspekte seiner Rhetorik sind sehr effektiv. Aber wir sind grundsätzlich zwei verschiedene Menschen. Denn in meinen Aussagen steckt viel Substanz, das kann man von seinen nicht behaupten.
Er würde über Sie wohl das Gleiche sagen. Was stört Sie an seiner bisherigen Präsidentschaft am meisten?
Sein Mangel an Ehrlichkeit und Respekt für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten. Er ist ein Schwachkopf und so verhält er sich auch als Präsident – gegenüber unseren eigenen Bürgerinnen und Bürgern und gegenüber unseren Verbündeten in Europa.
Sie haben schon 2005 gegen ihn angekämpft, als Sie in eine Klage gegen seine Reality-TV-Show verwickelt waren. Jetzt sind Sie der Anwalt von Stormy Daniels. Sind Sie von Trump besessen?
Ich bin besessen von Fakten und Gerechtigkeit, ich bin besessen davon, die Werte der Vereinigten Staaten zu retten. Und davon, dass die Mächtigen ihre Vorteile gegenüber den weniger Mächtigen nicht ausnützen. Aber ich bin ganz sicher nicht von Donald Trump besessen. Seine Person ist es nicht wert.
Michael Avenatti (47) vertritt die Pornodarstellerin Stormy Daniels im Rechtsstreit mit US-Präsident Donald Trump. Im Sommer kündigte Avenatti an, Trump im Jahr 2020 für die Demokratische Partei herausfordern zu wollen. Mitte November erfolgte die Kehrtwende: Der Anwalt wird in Los Angeles festgenommen. Er soll gegen seine Ex-Freundin gewalttätig geworden sein und sie im Streit über den Boden geschleift haben. Kurz darauf gibt er den Verzicht auf eine Präsidentschaftskandidatur bekannt.
Michael Avenatti (47) vertritt die Pornodarstellerin Stormy Daniels im Rechtsstreit mit US-Präsident Donald Trump. Im Sommer kündigte Avenatti an, Trump im Jahr 2020 für die Demokratische Partei herausfordern zu wollen. Mitte November erfolgte die Kehrtwende: Der Anwalt wird in Los Angeles festgenommen. Er soll gegen seine Ex-Freundin gewalttätig geworden sein und sie im Streit über den Boden geschleift haben. Kurz darauf gibt er den Verzicht auf eine Präsidentschaftskandidatur bekannt.