Einen Tag nach dem deutlichen Ja zur «Ehe für alle» im deutschen Bundestag macht ein konservativer russischer TV-Sender mit einem besonders homofeindlichen Beitrag von sich reden.
In einem Video auf Facebook und anderen sozialen Netzwerken hat der religiöse Sender Tsargrad TV Homosexuelle dazu aufgerufen, sich für ein One-Way-Ticket in die USA zu bewerben – damit sie «dort frei ihre Sünden ausleben» können.
«Erst kürzlich hat Kalifornien, der liberalste der US-Bundesstaaten, vorgeschlagen, den Bewerbungsprozess für eine Green Card für Perverse aus Russland zu erleichtern», verkündet Moderator Andrei Afanasiew mit gelassener Miene.
Der Sender unterstütze dieses Vorhaben. Mehr noch: «Wir sind bereit, jedem ein One-Way-Ticket zu bezahlen, der ernsthaft dorthin emigrieren möchte und ein medizinisches Attest vorlegen kann, das bezeugt, dass er an Sodomie oder einer anderen Form von Perversion leide», so Afanasiew.
Russlands Pendant zu Fox News
Mehrfach beteuert der Moderater, dass es der Sender mit seinem Angebot ernst meine und dass er damit «Gutes tun» wolle.
Tsargrad TV, das sich als Sprachrohr christlich-orthodoxer Werte versteht und laut eigenen Angaben rund einem Viertel der Russen erreicht, ist bekannt für seine Hetze gegen die LGBT-Community. Den Westen verteufelt der bigotte Sender regelmässig für seine «schlechte Moral».
Gründer Konstantin Malofeew ist ein bekannter russischer Unternehmer und öffentlicher Unterstützer von Präsident Wladimir Putin. Sein Tsargrad sieht er als russisches Äquivalent zum konservativen US-Sender Fox News.
Von Facebook zwischenzeitlich gesperrt
Laut dem britischen Sender BBC sollen bereits mehrere Personen Interesse angemeldet haben. Jedoch scheint unklar, wie ernst es ihnen damit ist – zumal es schwierig werden dürfte, den verlangten ärztlichen Nachweis für die eigene sexuelle Neigung zu erbringen.
In den sozialen Netzwerken hat der Beitrag derweil eine Welle der Entrüstung ausgelöst. In zahlreichen Kommentaren wird der Sender dort für seine anti-homosexuelle Hetze scharf kritisiert. Die Verantwortlichen seien «Barbaren», das Profil des Senders solle verbannt werden.
Gemäss Moderator Afanasiew wurde die Facebook-Seite von Tsargrad TV zwischenzeitlich tatsächlich gesperrt – angeblich wegen des Gebrauchs des Wortes «Sodomie». Seit kurzem ist das Profil jedoch wieder aufrufbar, samt dem umstrittenen Beitrag.