Bana Alabed sitzt an einem kleinen Pult, lächelt scheu in die Kamera. Vor ihr liegt ein Schulbuch. Doch in der Schule war sie seit über einem Jahr nicht mehr.
Bana ist sieben Jahre jung und lebt mit ihrer Familie in der Stadt Aleppo, die seit Monaten zwischen Assads Regierungtruppen und den Rebellen zerrieben wird.
Ihr geht es wie Millionen Kindern im vom Bürgerkrieg erschütterten Syrien. Mit einem kleinen Unterschied: Bana lässt die Welt an ihrem Schicksal teilhaben. Unterstützt von ihrer Mutter Fetemah, einer Lehrerin, gibt sie via Twitter einen erschütternden Einblick in ein Kinderleben im Krieg.
Über 134'000 Follower
Das Foto mit dem Schulbuch stammt vom 26. September. Es war Banas erster Eintrag, seither twittert sie mehrmals täglich. «Sie will, dass die Welt uns hört», sagt Mutter Fatemah gegenüber BBC. «Sie hat hier alles gesehen, wie ihre Freundin starb und unser Haus bombardiert wurde. (...) Das hat sie beeinflusst.»
Inzwischen hat Banas Twitter-Account @alabedbana über 134'000 Follower. Und sie erreicht viel Aufmerksamkeit – zuletzt auch die von «Harry Potter»-Autorin Joanne K. Rowling. Auf den Wunsch des jungen Mädchens, auch einen Blick in eines der Bücher über den Zauberschüler werfen zu können, schickte ihr die Schriftstellerin prompt ein Exemplar.
Bana will einmal Englisch unterrichten
Wie ihre Mutter will Bana Lehrerin werden und Englisch unterrichten. Ob ihr Traum je in Erfüllung geht, wird mit jedem weiteren Tag der Bombardements in Aleppo fraglicher.
Nach der jüngsten Offensive der syrischen Armee im Osten der Stadt meldete Bana gestern: «Heute haben wir kein Haus mehr, es wurde bombardiert und ich geriet unter die Trümmer. Ich habe Tote gesehen und bin selber fast gestorben.»
Ein paar Stunden später fügte sie hinzu: «Stehen gerade unter schwerem Bombardement. Zwischen Leben und Tod, bitte betet weiter für uns.»
Die syrische Armee und ihre Verbündeten haben den nördlichen Teil der Rebellengebiete in Ost-Aleppo mittlerweile vollständig eingenommen. Sie gewannen laut übereinstimmenden Angaben von Staatsfernsehen und oppositionellen Aktivisten vom Montag die Kontrolle über mehrere Stadtteile.