Sie verhindern friedliche Lesung und kämpfen gegen Erdogan
Klima-Aktivisten mischen sich plötzlich überall ein

Sie stören eine harmlose Lesung und kämpfen gegen den Einmarsch in Syrien: Bei ihren Protesten verzetteln sich Klimaschützer immer mehr. Der Basler Extremismusexperte Samuel Althof rechnet mit einer baldigen Spaltung der Bewegung.
Publiziert: 25.10.2019 um 13:24 Uhr
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Aktualisiert: 25.10.2019 um 14:02 Uhr
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Hier geht es nicht ums Klima: Aktivisten mit einem «Fridays for Future»-Plakat blockieren in Göttingen (D) den Zugang zum Alten Rathaus. Hier sollte der ehemalige deutsche Innenminister Thomas de Maizière (65) aus seinem neuen Buch vorlesen.
Foto: Keystone
Guido Felder

Die Klimaaktivisten sind auf dem Vormarsch. Sie protestieren friedlich, legen aber auch Strassen lahm und blockieren Flughäfen. Diese Aktionen sind umstritten, haben aber alle ein Ziel: das Klima zu schützen. Inzwischen schliessen sich Klimaschützer aber auch Demonstrationen an, die nichts mit Klimaschutz zu tun haben.

Beispiel Deutschland: Am Montag wollte der ehemalige deutsche Innenminister Thomas de Maizière (65) in Göttingen aus seinem neuen Buch «Regieren: Innenansichten der Politik» vorlesen. Die ausverkaufte Veranstaltung des Göttinger Literaturherbstes wurde aber durch gewalttätige Aktivisten, die de Maizière als «Kriegsminister» beschimpften, verunmöglicht.

Unter Polizeischutz musste der CDU-Politiker weggebracht werden. Dem Organisator wurden Kittel und Hemd zerrissen.

Eine Ohrfeige für echte Klimaschützer

Am Mittwoch sagte de Maizière im Bundestag in einer Debatte über «Meinungsfreiheit», dass sich unter den Aktivisten auch Personen mit einem Transparent mit der Aufschrift «Fridays for Future Göttingen» befunden hätten. De Maizière: «Dass linksextreme Chaoten so handeln, kennen wir. Ich bin aber enttäuscht und traurig, dass Klimaaktivisten an vorderster Front dabei waren. Dieser Anlass hatte nichts mit dem Klima zu tun.»

Er verlange von der Organisation eine Erklärung. De Maizière: «Wenn sie schweigen, wäre das beschämend für viele junge Leute, die das Klima schützen wollen.» Fridays for Future antwortete am Donnerstag nicht auf eine Anfrage von BLICK.

Schweizer protestieren gegen Erdogan

Auch in der Schweiz gehen Klimaaktivisten fremd. So ist die Organisation klimastreik.ch – neben mehreren linken bis linksextremen Organisationen – als Unterstützerin der «Demonstration für Frieden und Selbstbestimmung» am Samstag in Bern aufgeführt. Ziel des veranstaltenden Rojava-Komitees: der Kampf «gegen den Angriffskrieg der Türkei in Nordsyrien».

Jann Kessler von klimastreik.ch begründet auf Anfrage von BLICK: «Alle werden unter der Klimakrise leiden, wenn auch auf unterschiedliche Art. Daher lassen sich aus allen politischen und gesellschaftlichen Perspektiven gute Gründe für mehr Klimaschutz finden.» Die wohlhabende Schweiz trage Verantwortung gegenüber den Armutsbetroffenen auf der ganzen Welt, die sich aus finanziellen Gründen gegen die Folgen der Klimakrise nicht genügend schützen könnten.

Nur: Den Betroffenen in Nordsyrien geht es zurzeit um alles andere als um Klimaschutz. Sie kämpfen um das nackte Überleben und die Beendigung eines brutalen Krieges.

Klimaschützer vor der Aufspaltung

Die Klimaschützer haben ein Extremismusproblem. So beobachtet der Basler Psychologe Samuel Althof (64), Experte für Extremismusprävention, wie immer mehr Linksextreme auf den Klimazug aufspringen. «Die Bewegung um Greta Thunberg hat ganz ruhig begonnen. Inzwischen missbrauchen sie immer mehr radikale Gruppierungen, um ihre Forderungen einzubringen.»

Althof glaubt daher, dass die Klimabewegung vor einem grossen Umbruch stehe. Althof: «Ich gehe davon aus, dass sie sich in einen radikalen sowie einen weniger radikalen Teil aufspalten wird.»

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