Kevin Spacey werde am 7. Januar vor dem Bezirksgericht Nantucket im US-Bundesstaat Massachusetts zu Vorwürfen wegen unsittlichen Verhaltens und Körperverletzung angehört, erklärte der zuständige Staatsanwalt am Montag. Dabei handle es sich um die mutmassliche sexuelle Nötigung eines 18-Jährigen in einem Restaurant im Jahr 2016.
Die Staatsanwaltschaft nannte zwar nicht den Namen des angeblichen Opfers. Die ehemalige Nachrichtensprecherin Heather Unruh hatte im vergangenen Jahr jedoch erklärt, dass die Polizei gegen Spacey ermittle, weil dieser ihrem Sohn auf der Ferieninsel Nantucket vor zwei Jahren Alkohol angeblich aufgedrängt habe und dann sexuell übergriffig geworden sei.
Der Schauspieler habe ihrem Sohn einen Drink nach dem nächsten gekauft. Dann habe er «seine Hand in die Hose meines Sohnes gesteckt und seine Genitalien gegriffen». Als Spacey später auf die Toilette gegangen sei, habe ihr Sohn die Gelegenheit zur Flucht genutzt und seiner Schwester später alles erzählt.
Er werde nicht für Dinge zahlen, die er nicht getan habe
Kurz nachdem die Anklage bekannt geworden war, brach Spacey sein langes öffentliches Schweigen und meldete sich auf Twitter und YouTube mit einem bizarren Video zu Wort. In dem dreiminütigen Monolog unter dem Titel «Let Me Be Frank» mimt der frühere «House of Cards»-Star seine TV-Figur, den skrupellosen Politiker Frank Underwood, der offenbar auf Vorwürfe gegen sich reagiert. Es war sein erster Tweet seit Oktober 2017.
«Ihr würdet doch nicht ohne Beweise das Schlimmste glauben und ohne Fakten vorschnell urteilen, oder?», sagt Spacey in die Kamera. Er werde bestimmt nicht den Preis für Dinge zahlen, die er nicht getan habe. Bald werde die «ganze Wahrheit» ans Licht kommen.
«Ich weiss, was du willst. Du willst mich zurück», sagt er zudem in dem Video, das mit dramatischer Musik endet. Nach Bekanntwerden von Missbrauchsvorwürfen war Spacey im vergangenen Jahr aus der Hitserie entlassen worden.
Hauptrolle in «House of Cards» nach Vorwürfen weg
Im Herbst 2017 waren zahlreiche Vorwürfe sexueller Übergriffe gegen Spacey vorgebracht worden. Die Staatsanwaltschaft in Los Angeles hatte Anfang September eine andere Klage gegen ihn wegen mutmasslichen sexuellen Missbrauchs zu den Akten gelegt, weil die Vorwürfe aus dem Jahr 1992 inzwischen als verjährt gelten. Zudem gibt es noch weitere Vorwürfe in den USA und in London. Am Londoner Old Vic Theater könnte Spacey in seiner Zeit als künstlerischer Direktor Berichten zufolge mindestens 20 Männer belästigt haben.
Der Erste, der mit Missbrauchsvorwürfen gegen Spacey an die Öffentlichkeit gegangen war, war der Schauspieler Anthony Rapp. Er soll 1986 als 14-Jähriger von Spacey sexuell bedrängt worden sein. Spacey hatte sich bei Rapp entschuldigt, aber gesagt, er könne sich nicht an den Vorfall erinnern. Spacey hatte sich nach Angaben einer Sprecherin 2017 in therapeutische Behandlung begeben.
Der Schauspieler hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, seine Karriere liegt auf Eis. Unter anderem verlor er seine Hauptrolle in «House of Cards». (SDA)