Sie waren leidenschaftliche Weltenbummler und liebten sich: Der Australier Lucas Fowler (†23) und die Amerikanerin Chynna Deese (†24) lernten sich letztes Jahr in Kroatien kennen, waren seither gemeinsam unterwegs.
Im Juli waren sie mit einem Pick-up auf einem Roadtrip nach Alaska unterwegs. Drei Wochen lang wollten sie dort die einmalige Landschaft geniessen. Doch so weit kam es nicht mehr. Am 15. Juli werden die Leichen von Fowler und Deese südlich von Liard Hot Springs gefunden, ganz in der Nähe des Alaska Highway. Das Paar wurde kaltblütig erschossen.
Plötzlich rief die Polizei an
Am 18. Juli bekommt Erika Weder-Büschi einen Anruf von der Polizei. Die Bernerin kannte das Paar gut, besonders Fowler. Er arbeitete ab Februar als Praktikant auf ihrer Farm in Hudson's Hope, im Landesinnern von Kanada. Dort verdiente er sich etwas dazu, um seine Weltreise fortsetzen zu können.
«Die Polizei informierte uns mit einem Telefonanruf darüber, dass unser australischer Praktikant Lucas und Chynna auf dem Weg nach Alaska umgebracht wurden. Neben der Strasse erschossen», erinnert sich die Bernerin aus Kriechenwil im «Schweizer Bauer». Es zieht ihr den Boden unter den Füssen weg. Fowler sei ein Mensch voller Abenteuerlust, voller Freude gewesen.
Wollte mit seiner Familie Weihnachten verbringen
Die Schweizerin erinnert sich gern an die gemeinsame Zeit auf dem Hof. Besonders die erste Woche auf der Ranch sei ein echter Test für den Australier gewesen. «Er hatte noch selten Schnee erlebt, und Kälte war gar nicht sein Ding. Und da stand er plötzlich mit gefrorenem Bart bei minus 43 Grad vor meiner Haustüre.»
Er war zwar gelernter Automechaniker, interessierte sich aber viel mehr für die Landwirtschaft. «Am liebsten war er draussen bei den Tieren oder unterwegs mit dem Traktor, um Feldarbeiten zu erledigen», schreibt Weder-Büschi über die gemeinsame Zeit.
Auf der Ranch der Schweizer sass er sogar zum ersten Mal in seinem Leben auf einem Pferd. Eigentlich wollte der 23-Jährige bis Ende September auf der Farm bleiben. Danach wollte er nach Australien reisen, zurück zu seiner Familie. Mit seinen Eltern und Geschwistern Weihnachten verbringen.
Tatverdächtige Teenager tot aufgefunden
Doch diese Pläne wurden zerstört. Wieso Fowler und Deese erschossen wurden, ist unklar – und wird es wohl auch bleiben. Denn die kanadische Polizei hat mittlerweile die beiden Teenager Kam McLeod (19) und Bryer Schmegelsky (18), die im Verdacht standen, Fowler, Deese sowie einen dritten Mann ermordet zu haben, tot aufgefunden – in der Wildnis im Norden der zentralkanadischen Provinz Manitoba. (jmh/noo/nim)