Schweizer (23) stürzt nach Oktoberfest vor Zug – jetzt spricht seine Retterin
«Er lag bewusstlos mit dem Kopf auf dem Gleis»

Ein betrunkener Schweizer (23) stürzte nach dem Oktoberfest am Samstagmorgen aufs Gleis – und wurde beinahe von der S-Bahn überrollt. Wäre da nicht Verkäuferin Tanja E. gewesen, die den Zug rechtzeitig stoppte. BLICK sprach mit der Retterin.
Publiziert: 29.09.2019 um 15:13 Uhr
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Tanja E. (33) geht selbst auch gerne ans Oktoberfest. Am Samstagmorgen war sie jedoch auf dem Weg zur Arbeit, als sie den betrunkenen Schweizer sah.
Foto: zVg
Helena Schmid

Als die S-Bahn am Bahnhof Isartor in München einfährt, stockt den Pendlern der Atem. Auf dem Gleis liegt ein Mann (23), ein Schweizer, und rührt sich nicht. Zwei Frauen am Gleis fuchteln mit den Händen, versuchen noch, den einrollenden Zug zu stoppen. Zum Glück! Der Chauffeur bremst. Gerade noch rechtzeitig. Nur 30 Meter weiter und der Schweizer wäre tot.

Wer den Mann am frühen Samstagmorgen gerettet hat, weiss die Münchner Polizei nicht. BLICK-Recherchen zeigen nun: Es war Tanja E.* (33), eine Verkäuferin aus München. Zu ihrem mutigen Einsatz sagt sie bescheiden: «Ich bin keine Heldin, so etwas sollte selbstverständlich sein!»

«Ich dachte, ich seh nicht richtig»

Das war es aber nicht. Andere Reisende, die den Sturz auf das Gleis beobachteten, hatten sich einfach umgedreht und sich vom Perron entfernt, wie die Polizei mitteilt. «Ich verstehe nicht, wie man das mit seinem Gewissen vereinbaren kann. Eine hilflose Person lässt man nicht alleine», sagt Tanja E.

Die Münchnerin ist an jenem Morgen gegen sieben Uhr auf dem Weg zur Arbeit. «Da sah ich einen jungen Mann in Lederhosen, der ziemlich betrunken aufs Gleis zuging», erzählt sie. Er sei getorkelt, habe orientierungslos gewirkt. Plötzlich stürzt er. Tanja E.: «Ich dachte, ich seh nicht richtig. Er lag mit dem Kopf auf dem Gleis.»

Die junge Frau stürmt sofort zum Schweizer hin, ruft ihm zu. «Hallo, du musst hier sofort weg!» Doch er reagiert nicht. «Alleine hätte ich ihn niemals da wegbringen können. Ich fühlte mich völlig hilflos», sagt sie.

«Der Fahrer hat ihn nicht gesehen»

Dann passiert, was passieren musste. Der Zug rollt ein. «Ich zitterte am ganzen Körper, es ging alles so schnell.» Mit Händen und Füssen versucht Tanja E., den Chauffeur auf sich aufmerksam zu machen. Eine zweite Frau eilt ihr zu Hilfe. «Ich glaube, der Fahrer hat ihn nicht gesehen. Doch er hielt an – zum Glück», so die 33-Jährige.

Dann sei der Schweizer langsam wieder zu sich gekommen. Tanja E. wählt den Notruf. Ein Passant schleift ihn schliesslich vom Gleis weg und legt ihn auf eine Bank. «Ich blieb noch bei ihm, bis die Ambulanz da war», sagt die Verkäuferin. Danach sei sie zur Arbeit gegangen. Als sei nichts gewesen. 

Die Rettungskräfte bringen den Schweizer währenddessen ins Spital. Er sei aber ansprechbar gewesen, teilt die Polizei mit. Zu seinem aktuellen Zustand könne man aber nichts sagen. Tanja E. weiss nicht einmal den Namen des Mannes, den sie gerettet hat. Sie sagt: «Ich hoffe einfach, dass er sich erholt hat und es ihm gut geht.»

* Name der Redaktion bekannt

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Das muss man zum Oktoberfest wissen

Das Outfit

Tracht ist Trumpf! Heute ist nämlich sogar in der Schweiz jemand im Alltags-Outfit ein Aussenseiter an Oktoberfesten. Frau setzt auf Dirndl, Männer auf Lederhosen.

Die Schleife 

Trägt Frau die Schleife an der Hüfte rechts, zeigt das an, dass die Dame vergeben ist. Ist die Schleife links, darf geflirtet werden, die Dame ist Single. Mittig steht für «Mein Beziehungsstatus geht dich nichts an!» oder dafür, dass die Frau Jungfrau ist – und zwar nicht als Sternzeichen. Wer die Schleife hinten bindet, ist verwitwet oder Kellnerin. 

Das Essen

Natürlich wird sowohl in München als auch bei Oktoberfesten in der Schweiz bayrische Kost aufgetischt. Haxn, Weisswurst, Leberkäse, aber auch vegetarische Gerichte wie Käsespätzle, Pilzragout oder Obatzda stehen auf der Speisekarte. So ist für einen guten Boden gesorgt.

Das Bier

Was in München ein Skandal wäre, ist in der Schweiz Usus: Hier wird Bier ausgeschenkt, das nicht aus den bayrischen Traditionsbrauereien Hofbräu, Spaten, Hacker-Pschorr, Augustiner oder Löwenbräu kommt. Hiesigen Wirten ist es also freigestellt, welches Bier sie servieren und ob sie ein speziell gebrautes Oktoberfest-Bier anbieten wollen. 

Das Outfit

Tracht ist Trumpf! Heute ist nämlich sogar in der Schweiz jemand im Alltags-Outfit ein Aussenseiter an Oktoberfesten. Frau setzt auf Dirndl, Männer auf Lederhosen.

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