Inselbewohner töten Missionar mit Pfeil und Bogen
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Er wollte sie bekehren:Inselbewohner töten Missionar mit Pfeil und Bogen

Schon Marco Polo beschrieb den Stamm, der Missionar Chau (†27) tötete
«Jeden, den sie fangen, essen sie»

Der Missionar Allen Chau (†27) wollte das Christentum auf die Andamanen-Insel bringen. Ein tödlicher Fehler! Denn der indigene Stamm, der dort lebt, will nichts mit der modernen Welt zu tun haben.
Publiziert: 23.11.2018 um 21:07 Uhr
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Aktualisiert: 26.11.2018 um 09:05 Uhr
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John Allen Chau (†27) wurde von den Ureinwohnern getötet.
Foto: Survival International

Es war kein Empfang mit offenen Armen. Es flogen Pfeile. Der US-Amerikaner John Allen Chau (†27) wollte unbedingt das indische Volk der Sentinelesen missionieren, sie von Gott und Jesus überzeugen. Ein fataler Fehler!

Denn die Ureinwohner der Andamanen-Insel wollen nichts mit der modernen Welt zu tun haben. Immer wieder gab es Versuche, Kontakt mit ihnen aufzunehmen. Sie endeten meist tödlich.

Nicht immun gegen moderne Krankheiten

Die indische Regierung wollte aus ihnen Kokosfarmer machen – vergeblich. Die Antwort der Sentinelesen: fliegende Pfeile.

1996 zog die Regierung ihre Schlüsse daraus. Jegliche Kontaktversuche wurden eingestellt. Seitdem leben die Sentinelesen isoliert in ihrer eigenen kleinen Welt. Wer sich ihnen nähert, begibt sich in Lebensgefahr. 

Vielleicht besser so: denn gegen moderne Krankheiten sind die Sentinelesen nicht immun. Als die Briten 1879 ein älteres Paar und Kinder verschleppten, verstarben der Mann und die Ehefrau schnell.

Zählen nur bis zwei

Viel ist über den zurückgezogen lebenden Stamm nicht bekannt. Wie gross das Volk ist, kann nur geschätzt werden. Der Ethnologe Vishvajit Pandya geht davon aus, dass bis zu 80 Sentinelesen die Insel bewohnen. Er konnte ihre Lebensweise bei einem kurzen Besuch beobachten.

Laut ihm können die Sentinelesen nur bis zwei zählen und sprechen keine bekannte Sprache. Sie bauen Kanus, um sich fortzubewegen. Auffällig: Feuer beschützen sie, als könnten sie es nicht jederzeit machen.

Das Volk lebt schon seit Jahrtausenden auf der Insel. Schätzungsweise seit 55'000 Jahren. Bereits der berühmte Entdecker Marco Polo erwähnte das Volk 1296 in seinen Aufzeichnungen. Er schrieb: «Sie scheinen sehr gewalttätig und grausam. Jeden, den sie fangen, essen sie.»

Sie überlebten den Tsunami

Dass die Sentinelesen tatsächlich Kannibalen sind, ist nicht bewiesen. Klar ist nur: Das Volk lebt im Einklang mit der Natur. Und sie wissen genau, die Zeichen zu deuten. Zum Beispiel überlebten sie den verheerenden Tsunami im Jahr 2004. Als sich das Meer zurückzog, flüchteten sie in höhere Gebiete.

Nach dem Tsunami flog ein Hubschrauber über die Insel. Er wurde gleich mit Pfeilen beschossen. Damit war klar, dass die Sentinelesen die Monster-Welle überlebt hatten.

Suche nach der Leiche

Seitdem wurde es still um das Volk. Bis der US-Missionar die Ruhe störte. Ob Chau Krankheiten mit auf die Insel brachte, ist noch nicht bekannt. Auch nicht, wie die Behörden die Leiche des 27-Jährigen bergen wollen. Ein Team von Anthropologen, Forstbeamten und auf Ureinwohner spezialisierten Sozialarbeitern wurde damit beauftragt. 

Ebenso unklar ist, ob die Tötung juristische Folgen haben wird. Eventuell werden Fischer dafür zur Rechenschaft gezogen. Sie hatten Chau in die Nähe der Insel gebracht. (jmh/kin)

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