Piotr Wersilos (30) wurde im Juli weltberühmt, als er am WM-Final in Moskau auf den Platz stürmte, um gegen die russische Regierung zu protestieren. Nun wurde er offenbar Opfer eines Gift-Anschlags. Nun sollen ihn Spezialisten in Deutschland retten.
Das Pussy-Riot-Mitglied sei am späten Samstagabend mit einem Ambulanz-Flieger in Berlin-Schönefeld gelandet, berichtet die «Bild»-Zeitung. Nun soll der Patient von Spezialisten behandelt werden. Wersilows Partnerin, Nadeschda Tolokonnikowa, veröffentlichte Tweets, auf denen offenbar die Ankunft in Berlin zu sehen ist.
Laut «Bild» war die Ankunft dramatisch: Wersilow soll seine Mutter erst gar nicht erkannt haben, als diese am Flughafen zu ihm geeilt ist. Er fragte auf Englisch: «Wer bist du?»
Mittlerweile geht es ihm aber offenbar wieder besser. «Alles ist okay», sagte seine Freundin Veronika Nikulschina zur Nachrichtenagentur Reuters. Und Jaka Bizilj, der Wersilows Flug nach Berlin organisiert hatte, sagt zur DPA: «Lebensgefahr besteht nach meiner Kenntnis von letzter Nacht im Moment nicht mehr».
Er konnte nicht mehr sprechen
Wersilow war beim Finalspiel der Fussball-WM Mitte Juli mit drei anderen Mitgliedern in Uniformen auf das Feld gerannt, um unter anderem gegen Polizeigewalt zu demonstrieren. Die «Flitzer» wurden daraufhin zu Arreststrafen verurteilt.
Am Donnerstag war Wersilow in ein Moskauer Spital gebracht worden. Pussy Riot-Mitglieder hatten gemutmasst, er sei vergiftet worden und schwebe in Lebensgefahr. Er habe nach einem Gerichtstermin zwei Tage zuvor kaum noch sehen, sprechen oder sich bewegen können. Er habe auch das Bewusstsein verloren. Nach Medienberichten fanden Ärzte in seinem Blut starke Psychopharmaka.
Tolokonnikowa sagte der «Bild»-Zeitung auf dem Flughafen Schönefeld, sie gehe davon aus, dass ihr Partner mit Absicht vergiftet worden sei und dass es entweder um Einschüchterung oder sogar einen Mordanschlag gehe.
Behandlung ausserhalb von Russland
Veronika Nikulschina, eine Freundin von Wersilow, hatte am Samstag der Internetzeitung «Meduza» gesagt, ein Freund seines Vaters, der in einer Berliner Klinik arbeitet, solle die Behandlung ausserhalb Russlands angeboten haben. Wersilows Mutter Elena und die Freundin wollten ihn nach Berlin begleiten.
Pussy Riot ist mit spektakulären Aktionen gegen Justizwillkür und Korruption weltweit bekannt geworden. Tolokonnikowa war 2012 nach einem «Punk-Gebet» in einer Kirche verhaftet und wegen «Rowdytums aus religiösem Hass» zu Haft verurteilt worden. Sie kam Ende 2013 frei. (rey/SDA)