Riesenwirbel um Merkel-Video
Kanzlerin bringt Flüchtlingsmädchen zum Weinen

Der Umgang von Angela Merkel mit einem weinenden Flüchtlingsmädchen hat im Internet viele empörte Reaktionen ausgelöst. Der entsprechende Video-Ausschnitt zeigt allerdings nur die halbe Wahrheit.
Publiziert: 16.07.2015 um 17:47 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:06 Uhr

Im Internet sorgt derzeit ein Video aus der Sendung «NDR Aktuell» für hitzige Diskussionen. Zu sehen ist darin, wie Angela Merkel ein palästinensisches Flüchtlingmädchen zu trösten versucht, das sich vor der Abschiebung in den Libanon fürchtet.

Mit brüchiger Stimme sagt die junge Frau namens Reem, sie könne ihr Leben wegen der ständigen Angst, mit ihrer Familie abgeschoben zu werden, nicht geniessen.

Der anschliessende Versuch, tröstende Worte für das Mädchen zu finden, misslingt Merkel gründlich. Trotz des konkreten Beispiels flüchtet sich die Kanzlerin in Allgemeinplätze à la «es werden manche wieder gehen müssen».

Als das Mädchen schliesslich in Tränen ausbricht, ist Merkels Fauxpas perfekt. Unbeholfen stammelt sie: «Ich weiss, dass das eine belastende Situation ist und deshalb möchte ich sie trotzdem einmal streicheln. Weil ich, weil wir euch ja nicht in solche Situationen bringen wollen.»

Im Internet hat diese Streicheleinheit der Kanzlerin eine Welle der Entrüstung ausgelöst. Auf Twitter empörten sich unter #merkelstreichelt zahlreiche Nutzer über Merkels kaltherzige Reaktion. Der Kanzlerin fehle jegliche Empathie, so das Verdikt.

Das Problem dabei: Der Ausschnitt von «NDR» zeigt nur die halbe Wahrheit. In dem offiziellen Video der Bundesregierung ist mehr zu sehen, wie die «FAZ» berichtet. So fehlen im «NDR»-Ausschnitt zwischen Merkels Ausführungen und dem Moment, in dem das Mädchen zu weinen beginnt, entscheidende Szenen.

Mehrere Minuten lang spricht Merkel dort mit dem jungen Mädchen über Asylanträge und Integration sowie darüber, dass der Libanon nicht als ein Land gilt, in dem ein Bürgerkrieg herrscht. Und dass deshalb Flüchtlingen aus anderen Ländern, in denen Krieg herrscht, die Asylanträge schneller bestätigt würden. Zur Sprache kommt auch, dass Reem und ihre Familie nicht in jedem Fall abgeschoben werden.

Die Bundesregierung hat ihre Meldung über das Gespräch inzwischen geändert. Zunächst hiess es dort, das Mädchen habe «vor lauter Aufregung weinen» müssen. Dies wurde nun zu «das Mädchen musste weinen» korrigiert. (gr)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?