Politisch motivierte Gewalt eskaliert vor den US-Wahlen
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Gewalt in den USA:Das Chaos spielt Trump in die Hände

Republikaner und Demokraten beschuldigen sich für Chaos im Land
Politisch motivierte Gewalt eskaliert vor den US-Wahlen

Im Amerika vor den Wahlen ufert die politisch motivierte Gewalt aus. Zusammenstösse zwischen Anhängern der Demokraten und Republikaner haben in einer Woche drei Tote und einen Gelähmten gefordert.
Publiziert: 31.08.2020 um 01:49 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2020 um 12:36 Uhr
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Proteste, Unruhen, Gewalt – Amerika läuft vor den Novemberwahlen aus dem Ruder.
Foto: AFP
Daniel Kestenholz

Plünderungen, Brandstiftungen, Zusammenstösse, Tote – fast zwei Monate vor den Präsidentenwahlen läuft politisch motivierte Gewalt in den USA immer mehr aus dem Ruder. Am Samstag wurde im westlichen Bundesstaat Oregon ein Trump-Anhänger erschossen. Ein Autokorso mit rund 2500 Menschen in 600 Fahrzeugen fuhr durch Portland. Der Konvoi wurde mit Gegenständen beworfen, Trump-Fans antworteten mit Paintballs. Dann fielen Schüsse. Ein Weisser wurde in der Brust getroffen und starb an Ort und Stelle. Wer der Schütze war, bleibt unklar.

Dies nach einer Welle von Gewalt im Sog von «Black Lives Matter»- und anderen Protesten, die Amerika erfasst haben. Tage vor Portland gab es in Wisconsin zwei Tote und einen Gelähmten, die mit politisch motivierter Gewalt in Zusammenhang gebracht werden. Mit dem Nahen des Wahltages sagen die Republikaner, dass den USA noch mehr Chaos und Gewalt drohen, wenn der «Linke» Joe Biden (77) gewählt wird. Die Demokraten klagen an, dass das, was passiert, «Donald Trumps Amerika» ist.

«Das Chaos, die Unordnung und Gesetzlosigkeit, die wir derzeit erleben, das ist Donald Trumps Amerika», sagte die demokratische Florida-Abgeordnete Val Demings (63). «Wir sind nicht sicher in Donald Trumps Amerika», so auch die demokratische Senatorin Amy Klobuchar (60) aus Minnesota. Trumps Stabschef im Weissen Haus Mark Meadows (61) entgegnete trocken: «Der grösste Teil von Donald Trumps Amerika ist friedlich.»

Portland und Kenosha

Der Portland-Tote ist bereits das dritte Opfer mutmasslicher politischer Gewalt seit der Vorwoche. Dies nach drei Monaten praktisch ununterbrochenen Unruhen in Portland, dessen demokratische Führer von Trump als Leute abstempelt werden, die ihre Bürger nicht davon abhalten können, die Stadt zu zerstören.

In Kenosha, Wisconsin, das Präsident Trump (74) am Dienstag besuchen will, hatte ein erst 17-jähriger weisser Bursche zwei Menschen erschossen und einen verletzt – um seine Stadt und die Einwohner, wie er angab, vor Plünderern zu schützen.

Zuvor war es in Kenosha zu massiven Protesten und Zusammenstössen gekommen, nachdem ein Polizist in Kenosha gleich sieben Schüsse auf den Schwarzen Jacob Blake abgefeuert hatte. Vier trafen ihn im Rücken, seither ist der Mann von der Hüfte abwärts gelähmt. Die Polizisten im Einsatz wollten ein Messer in der Hand des 29-Jährigen gesehen haben, gegen den offenbar ein Haftbefehl wegen sexueller Übergriffe vorliegt.

Trumps «Recht und Ordnung»

Trump nützt diese Gewalt auch. In Kenosha sei es wieder ruhig, seit er die Nationalgarde in die Stadt entsandt habe, so ein Tweet des US-Präsidenten. Die Nationalgarde habe die «Probleme in weniger als einer Stunde gelöst», so Trump. Die Leute, sagt er, «wollen Recht und Ordnung».

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Gewalt passt ins Wahlkampfkonzept des Präsidenten. Die scheidende Beraterin des Weissen Hauses, Kellyanne Conway (53), erklärte letzte Woche noch, dass mehr Chaos, Anarchie, Gewalt und Vandalismus «besser» für die Kampagne des Präsidenten seien. Menschen hätten «die sehr klare Wahl, wer für die öffentliche Sicherheit und Recht und Ordnung besser ist». Nun reist Trump selber in den Krisenherd Kenosha und macht dort, wo Gewalt eskalierte, Wahlkampf.

Gouverneur warnt Trump vor Besuch

Erwünscht ist Trump dagegen nicht in Wisconsin. Der demokratische Gouverneur des US-Bundesstaates, Tony Evers (68), hat Trump aufgerufen, seinen Besuch in der von Protesten erschütterten Stadt Kenosha abzusagen. Er sei besorgt, dass seine Anwesenheit «unsere Heilung nur behindern wird», schrieb Evers in einem in der Nacht zum Montag veröffentlichten Brief. Er befürchte auch, dass für einen Trump-Besuch Ressourcen umgeleitet werden müssten, die gebraucht werden, um für die Sicherheit der Bevölkerung zu sorgen.

Von einem Demokraten wird sich Trump seine Reisepläne kaum vorschreiben lassen. Bislang verurteilte der Präsident auch alle Proteste im Land, die nach der Tötung des Schwarzen George Floyd (†46) durch Polizeigewalt in Minneapolis erfolgten. Trump will nicht zwischen Zorn im Volk und Demonstranten unterscheiden, die er als Anarchisten und Terroristen verurteilt. Die Demokraten hält Trump für Beschützer der Chaoten. Biden, sein Rivale im Rennen um das Weisse Haus, sei ein Gottloser, Marxist und «schläfrig».

Biden will Farbe bekennen

Nie schien Amerika gespaltener als vor diesen Präsidentschaftswahlen. Nie schien der Hass zwischen gegnerischen Parteianhängern tiefer. Die ausufernde Gewalt sei bloss ein Vorgeschmack dessen, ist aus dem Trump-Lager zu hören, was sich unter einem Präsidenten Biden im Land ausbreiten würde.

Dieser Biden schweigt so weit zu den meisten akuten Brandherden in Amerika. Diese Woche will er die Nation mit einer Rede zur Einheit aufrufen und damit seine Führungsqualitäten zur Schau stellen, heisst es aus seinem Kampagnenbüro. Dies, während das Trump-Lager Biden als Mann porträtiert, unter dem Amerikaner mehr Angst haben müssen.

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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