Rechtspopulisten werden Wahlen bestimmen
Das Albtraumpaar

Jimmie Åkesson (39) und Louise Erixon (29) bringen die rot-grüne Regierung in Schweden in Bedrängnis: Mit ihren Schwedendemokraten könnte das Paar bei den Wahlen am Sonntag das Land auf neuen Kurs bringen.
Publiziert: 05.09.2018 um 19:44 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 22:46 Uhr
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Werden vermutlich am Sonntag triumphieren: SD-Präsident Jimmie Åkesson und seine Partnerin Louise Erixon.
Foto: Facebook
Guido Felder

Der Sonntag wird für manche Schweden zum Albtraum – und andere können ihn kaum erwarten. Laut Umfragen werden die rechtspopulistischen Schwedendemokraten (SD) ihren bisherigen Wähleranteil von 13 auf bis zu 20 Prozent steigern. Damit wären sie zweitstärkste Partei hinter Schwedens traditionell grösster Partei, den Sozialdemokraten – die von 31 auf blamable 25 Prozent abstürzen könnten.

Hinter dem Erfolg der SD steckt auch in Schweden das Thema Ausländer. Dass die gegenwärtige rot-grüne Regierung die Flüchtlingspolitik massiv verschärfte, hat die Integrationsprobleme nicht gelöst. In manchen Quartieren der Grossstädte gibt es Bandenkriege, sogar Bombenanschläge. Ein Graus für die heutzutage so friedliebenden Wikinger.

Viele Schweden verbinden die Probleme mit den 300 000 Flüchtlingen, die seit 2014 ins Land kamen. Dabei wird verdrängt, dass Schweden die Integration von Immigranten seit Jahrzehnten vernachlässigte. Und dass man nicht gern über Ausländerprobleme auch nur diskutierte. Das rächt sich nun.

Zulauf von Frust-Wählern

Die SD-Partei profitiert von all dem. Seit 2010 ist sie im Reichstag, dem schwedischen Parlament, vertreten, wo sie inzwischen 49 der 349 Sitze hält. Obwohl sich die SD bei ihrer Neugründung 1988 von einer rechtsextremen Gruppierung losgelöst hatten, wollte lange Zeit niemand mit ihnen zu tun haben. Regierungsparteien verweigerten die Diskussion, Medien lehnten Inserate ab – was den Zulauf von Frust-Wählern allerdings nicht bremste.

Auch SD-Präsident Jimmie Åkesson (39) trägt zum Erfolg bei. Als er 2005 die Führung übernahm, war sein erstes Ziel, das Image der SD zu verbessern. Wer zu extreme Sprüche machte, flog aus der Partei.

Partnerin präsidiert lokale SD

Die Frau an seiner Seite ist nicht nur Lebenspartnerin, sondern enge Parteifreundin: Louise Erixon (29) präsidiert die lokalen SD im südschwedischen Sölvesborg, wo sie am Sonntag in die Stadtregierung einziehen will. Wie Åkesson fordert sie ein Ende der «Verhätschelungspolitik» der Sozialdemokraten: «Wir tolerieren nicht, dass Menschen, die nach Schweden gekommen sind und hier bleiben dürfen, Angst in unserer Bevölkerung verbreiten dürfen.» Das beziehen die beiden auch auf sich: Ohne Leibwächter geht das Paar mit Sohn Nils (4) praktisch nicht mehr aus dem Haus.

Linke schwenken ein

Die wachsenden Sympathien für die Rechtspartei haben Schweden schon jetzt verändert. Die rot-grüne Regierung verschärfte das Asylrecht und setzte den Familiennachzug ­aus. Der sozialdemokratische Ministerpräsident Stefan Löfven (61) verspricht für den Fall seiner Wiederwahl eine Einwanderungspolitik, die den Zuzug «langfristig» ­eindämmt und «die den ­Rückhalt der schwedischen ­Bevölkerung hat».

Auch bei der Regierungsbildung schlägt Lövfen ganz neue Töne an. Gestern zeigte er sich bereit, die üblichen politischen Lager aufzuweichen und mit bürgerlichen Parteien eine Koalitionsregierung zu bilden. Für Schweden eine höchst ungewohnte Idee. Nur von einem will er nach wie vor nichts wissen: einer Zusammenarbeit mit den SD. Für ihn sind und bleiben Jimmie Åkesson und Louise Erixon ein Albtraumpaar.

Das wollen die Schwedendemokraten
  • Zuwanderung: Asylstopp, Rückschaffungen, mehr Hilfe in Krisengebieten
  • EU: Abstimmung über einen «Svexit», den Austritt Schwedens
  • Polizei: 7000 neue Beamte bis 2025, mehr Kompetenzen
  • Demokratie: mehr Volksabstimmungen
  • Energie: weniger CO², dafür Entwicklung der Kernenergie
  • Kurden: Irakisches Kurdistan als eigenes Land anerkennen
  • Familie: Fokus auf traditionelle Familie, anerkennt aber auch andere Familienformen, gegen Polygamie
  • Nahost: für Zweistaatenlösung und Umzug der Botschaft nach Jerusalem
  • Monarchie: stärken
  • Verhüllung: Verbot für Schleier in der Vorschule sowie für Vollverschleierung in der Öffentlichkeit
  • Alkohol: Liberalisierung des Verkaufs
  • Ausschaffung: kriminelle Ausländer ausschaffen
  • Maut: abschaffen
  • Alte: gratis Pflege ab 85 Jahren
  • Zuwanderung: Asylstopp, Rückschaffungen, mehr Hilfe in Krisengebieten
  • EU: Abstimmung über einen «Svexit», den Austritt Schwedens
  • Polizei: 7000 neue Beamte bis 2025, mehr Kompetenzen
  • Demokratie: mehr Volksabstimmungen
  • Energie: weniger CO², dafür Entwicklung der Kernenergie
  • Kurden: Irakisches Kurdistan als eigenes Land anerkennen
  • Familie: Fokus auf traditionelle Familie, anerkennt aber auch andere Familienformen, gegen Polygamie
  • Nahost: für Zweistaatenlösung und Umzug der Botschaft nach Jerusalem
  • Monarchie: stärken
  • Verhüllung: Verbot für Schleier in der Vorschule sowie für Vollverschleierung in der Öffentlichkeit
  • Alkohol: Liberalisierung des Verkaufs
  • Ausschaffung: kriminelle Ausländer ausschaffen
  • Maut: abschaffen
  • Alte: gratis Pflege ab 85 Jahren
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