Der Entführte und seine Partnerin waren bereits 2008 einmal von ihrer 16-Meter-Jacht «Rockall» entführt worden. Damals verschleppten Piraten sie vor der Küste von Somalia.
Wie der Mann dem Portal «yacht.de» ein Jahr später berichtete, wurden sie mehr als sieben Wochen festgehalten und terrorisiert, unter anderem durch simulierte Erschiessungen. «Wir würden das nicht noch einmal mitmachen, wir würden uns lieber erschiessen lassen», sagte er in dem Interview.
Er reiste aber ein Jahr später zurück nach Somalia, um seine völlig ausgeplünderte Jacht wieder fit zu machen. Wie er damals sagte, lebte er schon seit mehr 30 Jahren auf einem Boot. Dort seien auch seine Kinder geboren und aufgewachsen. Nach Deutschland habe er praktisch keine Verbindungen mehr.
Abu Sayyaf hat der in Syrien und dem Irak aktiven Terrormiliz Islamischer Staat die Treue geschworen. Sie gibt vor, der muslimischen Minderheit im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen mehr Autonomie erkämpfen zu wollen. Die Gruppe finanziert sich durch Erpressung von Lösegeld.
Aus den Angaben von Militärsprecher Filemon Tan und des Abu Sayyaf-Sprechers ergibt sich folgender Tathergang: Die Extremisten bringen die Jacht im Meer zwischen dem malaysischen Teil der Insel Borneo und den Philippinen in ihre Gewalt. Die Frau leistet Widerstand und bedroht die Entführer mit der Waffe. Die Extremisten bringen sie um.
Sie verschleppen den Mann. Einheimische finden die Jacht am Sonntag, mit der Leiche der Frau an Bord, vor der Provinz Sulu. Die Leiche zeigt Gewalteinwirkung und Schussverletzungen. Von dem Mann und den Entführern fehlt jede Spur.
Eine Lösegeldforderung für den Deutschen ging zunächst nicht ein. In dem Telefongespräch mit der Zeitung liess der Abu Sayyaf-Sprecher einen Mann mit deutschem Akzent an den Hörer: «Piraten haben unser Boot gekapert», sagte der nach Angaben der Zeitung, und er habe die deutsche Botschaft um Hilfe gebeten. Das Militär habe in der Region die Fahndung nach den Entführern aufgenommen, sagte ein Sprecher.
Berüchtigt ist Abu Sayyaf seit der Entführung von Touristen aus einem malaysischen Taucherparadies vor 16 Jahren. Darunter war die deutsche Familie Wallert, die erst nach wochenlangem Nervenkrieg im Dschungel freigelassen wurde.
Vor zwei Jahren hatte die Gruppe ein deutsches Seglerpaar verschleppt und nach sechs Monaten freigelassen. Nach Angaben der Extremisten wurde Lösegeld gezahlt. Weder die deutsche noch die philippinische Regierung haben das je bestätigt.
Im Frühjahr hatte Abu Sayyaf zwei Kanadier ermordet, weil nach ihren Angaben kein Lösegeld floss. Ein Norweger wurde dagegen im September nach einem Jahr Geiselhaft freigelassen. Ende 2014 kam ein Schweizer Vogelkundler frei, der 2012 in der gleichen Region von Abu Sayyaf entführt worden war.