Das männliche Glied ist verantwortlich für die fatalen Folgen des Klimawandels. So lautet die steile These der beiden Wissenschaftler Peter Boyle und Jamie Lindsay. In ihrem Aufsatz «Der konzeptuelle Penis als soziales Konstrukt» führen Boyle und Lindsay aus, dass der Penis nicht bloss als männliches Sexualorgan zu betrachten sei, sondern als «ein soziales Konstrukt, isomorph zur performativen toxischen Maskulinität».
Das verstehen Sie nicht ganz? Keine Sorge, das sollen Sie gar nicht. Denn bei den hochtrabenden Formulierungen handelt es sich um einen ausgemachten Scherz, wie das deutsche Magazin «Spiegel» berichtet.
«Vollkommener Unsinn»
Eigentlich heissen die beiden Wissenschaftler Peter Boghossian (Philosoph) und James Lindsay (Mathematiker). Zu zweit haben sie den 3000 Wörter starken Quatsch-Aufsatz verfasst. Ziel: Vollkommenen Unsinn zu schreiben und in einem renommierten Fachblatt zu veröffentlichen. Sie hatten Erfolg. Ihr Penis-Essay wurde im Magazin «Cogent Social Sciences» publiziert.
Eine Blamage für das Fachblatt, das damit wirbt, mit höchster Sorgfalt wissenschaftliche Artikel erst zu prüfen und dann gegen Bezahlung zu veröffentlichen. Zum Fall hat sich das Magazin noch nicht geäussert. Der Aufsatz wurde aber mittlerweile von der Internetseite entfernt. Nur noch ein Screenshot beweist den gelungenen Streich.
Über ihre Arbeit selbst sagen Boghossian und Lindsay: «Unser Aufsatz hätte niemals veröffentlicht werden dürfen.» Denn sie haben nicht nur reinen Unsinn verfasst, sondern auch die Quellenverweise in ihrer Studie nicht gelesen oder selbst erfunden.
Kritik an der Wissenschaftlichkeit
Doch der Penis-Scherz hat einen ernsten Hintergrund. Die beiden Wissenschaftler wollen damit auf Probleme der Geisteswissenschaften aufmerksam machen. Denn ihre Arbeit hält sich an Duktus und Form wissenschaftlicher Arbeiten, weshalb Gutachter des Magazins auch keinen Verdacht schöpften. Ihre Arbeit wurde ganz im Gegenteil sogar gelobt.
Immer wieder tauchen solche Unsinn-Studien auf und entlarven die Mechanismen der wissenschaftlichen Welt. So veröffentlichten zwei Franzosen zum Beispiel folgendes Untersuchungsergebnis: Die Länge der Nase sei dafür verantwortlich, wie schnell wir einer Person Salz oder Pfeffer am Tisch geben. Jemand mit einer kurzen Nase erhalte den Salzstreuer schneller als jemand mit einem grossen Zinken im Gesicht. (jmh)