Nordkoreas Aussenminister Ri Yong Ho nutzte derweil seine Rede vor der UNO-Vollversammlung in New York für eine Schimpftirade gegen US-Präsident Donald Trump, der eine nukleare Aufrüstung Nordkoreas geradezu herausfordere.
Das US-Verteidigungsministerium in Washington machte klar, dass das Flugmanöver vor der nordkoreanischen Küste eine direkte Botschaft an die Führung in Pjöngjang übermitteln solle: «Diese Mission ist eine Demonstration der Entschlossenheit der USA und eine klare Botschaft, dass dem Präsidenten viele militärische Möglichkeiten zur Abwehr jeglicher Bedrohung zur Verfügung stehen», sagte Pentagon-Sprecher Dana White.
Noch nie im 21. Jahrhundert seien US-Kampfflugzeuge vor der nordkoreanischen Küste derart weit nach Norden vorgedrungen, sagte White. Den Angaben zufolge flogen US-Kampfbomber flankiert von Gefechtsjets entlang der Ostküste Nordkoreas nach Norden.
Mit dem Flugmanöver reagierte Washington auf die zunehmende Eskalation des Streits mit Pjöngjang in den vergangenen Tagen, der von Kriegsrhetorik und Vernichtungsdrohungen geprägt war.
Nordkoreas führte diese Art der Auseinandersetzung in seiner Rede am Samstag vor der UNO fort. Präsident Trumps Drohung mit der vollständigen Vernichtung Nordkoreas mache «einen Besuch unserer Raketen auf dem gesamten Festland der USA umso unvermeidlicher», sagte Ri. Trump lasse Nordkorea keine andere Wahl, als mit dem «nuklearen Hammer der Gerechtigkeit» zu reagieren.
Wie zuvor schon der nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un richtete auch der Aussenminister persönliche Schmähungen gegen den US-Präsidenten. Trump sei ein «Lügenkönig», ein «Geistesgestörter» und ein «Grössenwahnsinniger», der «heutzutage die grösste Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit der Welt» darstelle, sagte Ri vor den Vereinten Nationen.
Inmitten der wachsenden Spannungen meldeten China, Südkorea und die USA ein Erdbeben der Stärke 3,4 in Nordkorea. Während die chinesische Erdbebenwarte vermutete, dass eine Explosion die Erschütterungen auslöste, sprach Südkoreas Wetterbehörde von einem «natürlichen» Beben.
Der chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua und der US-Erdbebenwarte zufolge lag das Epizentrum ungefähr am selben Ort eines Bebens Anfang September, das von einem Atomtest ausgelöst worden war.
Nordkorea hatte am 3. September seinen bislang stärksten Atomwaffentest abgehalten. Das Ausland war damals durch ein Erdbeben der Stärke 6,3 darauf aufmerksam geworden. Später dann meldete Pjöngjang die «erfolgreiche» Zündung einer Wasserstoffbombe, die sich auch als Raketensprengkopf nutzen lasse.
Pjöngjangs sechster Atomwaffen- sowie eine Reihe weiterer Raketentests sorgten bei der internationalen Staatengemeinschaft für grosse Unruhe.
Als Reaktion auf den Atomtest verhängte der UNO-Sicherheitsrat vor knapp zwei Wochen weitere Strafmassnahmen gegen das weitgehend isolierte Land, darunter ein Einfuhrstopp nordkoreanischer Textilien sowie Obergrenzen für Lieferungen von Erdöl und Erdölerzeugnissen an das ostasiatische Land.
Die Resolution wurde auch mit den Stimmen von Pjöngjangs letzten Verbündeten Russland und China verabschiedet, nachdem sie erfolgreich eine deutlich abgemilderte Fassung durchgesetzt hatten: Beide Länder wollen Pjöngjang zum Einlenken im Atomstreit zwingen, aber einen Zusammenbruch des Landes vermeiden.
China als Nordkoreas wichtigster Öllieferant begann am Samstag mit der Umsetzung der Strafmassnahmen: Laut dem Handelsministerium wird es den Export von Ölerzeugnissen nach Nordkorea ab dem 1. Oktober einschränken. Zudem würden alle Importe von nordkoreanischen Textilien gestoppt.