Donald Trump (74) zwingt das chinesische Videoportal Tiktok in die Knie. Nachdem der US-Präsident ein Verbot für die USA angekündigt hat, ist die chinesische Eigentümerin Bytedance zu einem vollständigen Verkauf der US-Geschäfte bereit.
Käufer könnte Microsoft werden – und zwar mit Hilfe von Trump persönlich. Der Softwareriese teilt mit, dass er mit dem US-Präsidenten über den Erwerb diskutiert und Trump der Muttergesellschaft Bytedance 45 Tage Zeit gegeben habe, um einen Deal abzuschliessen. Man geht von einem Kaufpreis von rund 50 Milliarden Dollar aus.
«Microsoft freut sich darauf, den Dialog mit der Regierung der Vereinigten Staaten, einschliesslich des Präsidenten, fortzusetzen», heisst es auf einem Blog des Unternehmens.
Die Verhandlungen zwischen den beiden Unternehmen werden in den USA vom Ausschuss für Auslandsinvestitionen überwacht. Das Regierungsgremium kann den Deal jederzeit blockieren.
Spionage und Wahlmanipulation
Tiktok ist Trump ein Dorn im Auge. Er wirft dem chinesischen Unternehmen Spionage vor und hat daher ein Verbot in den USA angekündigt.
Eine Gruppe von republikanischen Senatoren hatte sich zudem zuletzt besorgt gezeigt, dass sich China über die Video-App in den US-Präsidentschaftswahlkampf einmischt. Die Regierung in Peking könne politische Diskussionen manipulieren, um Uneinigkeit unter den Amerikanern zu schüren und ihr bevorzugtes Ergebnis zu erzielen, warnten sie.
Man geht auch davon aus, dass Jugendliche über Tiktok für eine Wahlveranstaltung Trumps im Juni in Tulsa Eintrittskarten reserviert, aber nicht bezogen hatten. Die Halle blieb bis auf einen Drittel leer – eine Blamage für Trump!
Über Tiktok war im Juni ein Zuschauerboykott bei einer Wahlkampfveranstaltung Trumps organisiert worden. Indien hat Tiktok und 58 weitere Apps aus China kürzlich verboten.
«Eine Win-Win-Situation»
Politiker von Trumps republikanischer Partei signalisierten Zustimmung zu einem Verkauf des US-Geschäfts. «Lassen sie ein amerikanisches Unternehmen wie Microsoft Tiktok übernehmen. Win-Win-Situation. Hält den Wettbewerb am Leben und die Daten aus den Händen der chinesischen Kommunistischen Partei», schrieb der einflussreiche Senator Lindsey Graham (65) auf Twitter.
Tiktok weist die Bedenken zurück und erklärte, man werde Zensurgesuchen oder Bitten um Nutzerdaten der chinesischen Regierung keine Folge leisten. Bytedance hatte 2017 die aus China stammende App Musical.ly für eine Milliarde Dollar gekauft und ein Jahr später unter dem Namen Tiktok neu gestartet. (gf)