In einem Spital in Gelsenkirchen (D) sind innert weniger Monate drei Kinder mit Handfehlbildungen zur Welt gekommen. Die Häufung der Fehlbildungen ist auffällig, aber vorerst noch ungeklärt.
«Fehlbildungen dieser Art haben wir viele Jahre lang nicht gesehen», heisst es in der Mitteilung des Sankt-Marien-Hospitals Buer. «Das mehrfache Auftreten jetzt mag auch eine zufällige Häufung sein – wir finden jedoch den kurzen Zeitraum, in dem wir jetzt diese drei Fälle sehen, auffällig.»
Finger nicht komplett ausgebildet
Bei zwei der betroffenen Kinder war den Angaben zufolge die linke Hand deformiert: Handteller und Finger waren nur rudimentär ausgebildet. Bei einem Kind war die rechte Hand betroffen – auch hier waren bei normalem Unterarm Handteller und Finger nur rudimentär angelegt.
Weitere Fehlbildungen wurden bei den zwischen Juni und Anfang September geborenen Kindern nicht diagnostiziert. Die Kinder seien pränatal nicht von der Klinik gesehen worden.
Ethnische, kulturelle oder soziale Gemeinsamkeiten der Herkunftsfamilien waren nach Angaben der Klinik nicht erkennbar. Alle Familien wohnen jedoch im örtlichen Umfeld des Spitals. Die Klinik im Ruhrgebiet hat nun Kontakt mit der Charité in Berlin aufgenommen.
Gifte auf den Feldern Schuld?
In der Stellungnahme verweist das Krankenhaus auf Infektionen unterschiedlicher Arten oder das Abschnüren der Extremitäten, die eine solche Fehlbildung hervorrufen können.
Es besteht jedoch auch der Verdacht, dass die Fehlbildungen durch Gifte auf Feldern ausgelöst wurden, berichtet die «Bild» mit Verweis auf eine Kölner Hebamme. «Keiner weiss, warum die Fehlbildung zustande kam. Eine Mutter, die sich viel mit Umweltgiften beschäftigt, vermutet die Ursache in allem, was auf Deutschlands Feldern gespritzt wird», sagt Sonja Ligget-Igelmund (45).
Die Hebamme hatte als erste auf die Fälle im Spital aufmerksam gemacht. Danach haben sich 20 weitere Familien bei ihr gemeldet, deren Kinder ebenfalls betroffen waren.
Dosis des Gifts entscheidend
Wolfgang Paulus, Oberarzt an der Unifrauenklinik Ulm und Leiter der Beratungsstelle für Reproduktionstoxikologie sowie Experte für Pränatalmedizin, hält die Gift-Theorie teilweise für plausibel.
Entscheidend sei die Dosis, die die werdende Mutter einatmet. Gefährlich würde es demnach erst werden, wenn man «beruflich ständig mit solchen Mitteln und dann vielleicht auch mit höheren Dosen in Kontakt kommt», sagt er zur «Bild». (man/SDA)