Der brutale Tod von George Floyd (✝46) schockt die USA. Die zweite Nacht in Folge protestierten Menschen gegen Polizeigewalt. Doch diesmal weit weniger friedlich: Es brannten zahlreiche Gebäude in Minneapolis, wo der Afroamerikaner am Montagabend im Krankenhaus verstarb – nachdem ein weisser Polizist minutenlang auf seinem Nacken gekniet und Floyds Hilferufe ignoriert hatte.
Videos und Fotos zeigen, wie sich Menschenmassen in der Nähe des Ortes versammeln, an dem Floyd von Polizeibeamten am Boden festgehalten worden war. Molotow-Cocktails fliegen, zahlreiche Geschäfte werden geplündert. Die «Daily Mail» berichtet über eine Rollstuhlfahrerin, die von Plünderern eines Geschäfts offenbar mit einem Feuerlöscher angegriffen und ausgeraubt wird. Die Polizei reagiert hart, als einige Demonstranten Steine auf das nahe gelegene Polizeipräsidium werfen. Bereits am frühen Abend setzen die Beamten Tränengas ein.
«Es liegt an uns allen, den Frieden zu wahren!»
Gouverneur Tim Walz (56) will das Schlimmste verhindern. Via Twitter fordert er die Menschen zu friedlichen Protesten auf. Auch der Bürgermeister von Minneapolis, Jacob Frey (38), schaltet sich ein. Er hatte die am Tod von Floyd beteiligten Polizisten umgehend entlassen und fordert eine Anklage des Polizisten, der Floyd auf den Boden gedrückt hatte. In einem CNN-Interview bittet Frey am Mittwochabend: «Ich flehe unsere Stadt an, ich flehe unsere Gemeinde an. Es liegt an uns allen – unseren Polizeibeamten, unserer Gemeinde, an uns allen im Moment – den Frieden zu wahren!»
Doch die Gewalt hört nicht auf. Ein Mann stirbt bei den Krawallen und Plünderungen – möglicherweise erschossen von einem Ladenbesitzer. Die Polizei ermittelt. Und: Die Ausschreitungen beschränkten sich in der zweiten Nacht nach Floyds Tod nicht nur auf den Ort des Geschehens.
Brennt L.A. wie nach dem Fall Rodney King 1992?
Während in Minneapolis Gebäude brennen, marschieren in Los Angeles rund 1000 Demonstranten der «Black Lives Matter»-Bewegung auf und blockieren den 101 Freeway. Ein heranfahrender Polizeiwagen wird regelrecht gejagt. Die Demonstranten schmeissen die Scheiben ein, lassen nicht locker. Als die Polizisten davonfahren wollen, setzt sich ein Mann auf den Fahrzeugbug. Er fällt oder springt kurz darauf vom fahrenden Wagen, bleibt verletzt am Boden liegen und muss ins Spital gebracht werden.
Die Szenen erinnern an die gewaltigen Unruhen, die Los Angeles 1992, ein Jahr nach der brutalen Prügelattacke auf den Afroamerikaner Rodney King (✝47) durch Polizisten, erschütterten. Nachdem die vier beteiligten Beamten freigesprochen wurden, gingen die Menschen auf die Strasse. Über Tage hielten die bürgerkriegsähnlichen Zustände die Stadt in Atem. Die gewalttätigen Proteste forderten 53 Todesopfer, mehrere Tausend Verletzte und Sachschäden in Höhe von etwa einer Milliarde US-Dollar. Die Furcht ist gross, dass die Brutalo-Festnahme mit Todesfolge von George Floyd ähnliche Dynamiken entwickelt.
«Sie haben meinen Bruder am hellichten Tag hingerichtet», sagte Floyds Bruder Philonise am Donnerstagmorgen unter Tränen zu «CNN». «Ich habe es einfach satt, schwarze Menschen sterben zu sehen.»
US-Sportstars erschüttert
Zahlreiche US-Sportstars haben sich in den sozialen Netzwerken erschüttert über den Fall des bei dem brutalen Polizeieinsatz getöteten Schwarzen geäussert. «Wenn euch dieses Foto nicht verstört und stinksauer macht, dann weiss ich auch nicht», schrieb Basketballer Stephen Curry (32) auf Instagram zu einem Screenshot aus dem in Minneapolis aufgenommenen Video des Vorfalls. «George hat um Hilfe gefleht und wurde einfach ignoriert, was klar und deutlich aussagt, dass sein schwarzes Leben keine Rolle gespielt hat», schrieb Curry.
Auch NBA-Topstar LeBron James (35) äusserte sich, ebenso das NFL-Team der Minnesota Vikings und die deutsche Basketballerin Satou Sabally (22).
Trump ordnet FBI-Untersuchung an
Der Tod George Floyds in Minneapolis hatte bereits am Montagabend Proteste in der US-Stadt ausgelöst. US-Präsident Donald Trump (73) hat eine Untersuchung des Justizministeriums und der Bundespolizei FBI angeordnet.
Trump versicherte am Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter: «Der Gerechtigkeit wird Genüge getan!» Er habe die Behörden zu beschleunigten Ermittlungen aufgefordert. Zugleich sprach Trump den Angehörigen und Freunden des Opfers sein Mitgefühl aus. Der Präsident nannte den Tod Floyds «sehr traurig und tragisch».