Der Links-Nationalist Andrés Manuel López Obrador wird neuer Präsident von Mexiko. Nach einer ersten offiziellen Hochrechnung erhielt er zwischen 53 und 53,8 Prozent der Stimmen. Dies teilte der Wahlrat am Sonntagabend (Ortszeit) mit. Damit wird er Amtsinhaber Enrique Peña Nieto ablösen. Der Konservative Ricardo Anaya kam demnach auf 22,1 bis 22,8 Prozent und José Antonio Meade von der Regierungspartei PRI erreichte 15,7 bis 16,3 Prozent.
Anaya und Meade gestanden ihre Niederlage kurz nach Bekanntgabe der ersten Prognosen ein. Die Tendenzen seien nicht günstig, sagte Meade bei einer Pressekonferenz. «Weil ich an die Demokratie glaube, weil ich Demokrat bin, zeigen mir die Ergebnisse, dass die Tendenz zu Andrés Manuel López Obrador geht», sagte Anaya vor Unterstützern.
Gratulation von Donald Trump
US-Präsident Donald Trump gratulierte umgehend dem linken Kandidaten Andres Manuel López Obrador zum Sieg bei der Präsidentschaftswahl in Mexiko. «Ich freue mich sehr darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten», twitterte Trump am Sonntagabend (Ortszeit). «Es gibt viel zu tun, von dem sowohl die Vereinigten Staaten als auch Mexiko profitieren werden!»
Boliviens sozialistischer Präsident Evo Morales schickte ebenfalls Glückwünsche über Twitter: «Wir sind uns sicher, dass seine Regierung eine neue Seite in der Geschichte der lateinamerikanischen Würde und Souveränität schreiben wird.» Venezuelas umstrittener Präsident Nicolás Maduro beglückwünschte das Brudervolk Mexikos ebenfalls in einem Tweet.
Rund 89 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. Nach einer ersten Schätzung des Wahlrats lag die Wahlbeteiligung bei rund 61 Prozent. Auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt konnte sich die Partei von López Obrador durchsetzen. Nach ersten Auszählungen wurde dort Claudia Sheinbaum zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Sheinbaum ist die erste Frau, die in das Amt gewählt wurde.
Kampf gegen die «Macht-Mafia»
Der jüngste Sohn des neuen Präsidenten Mexikos heisst Jesús Ernesto. Dieser ist nach Jesus Christus und dem Guerillaführer Ernesto «Che» Guevara benannt. Eine Kombination, die viel über Mexikos designierten Präsidenten Andrés Manuel López Obrador aussagt.
Der 64-jährige Obrador möchte laut eigenen Angaben die «Macht-Mafia» bekämpfen, ehemaligen Präsidenten Mexikos ihre Pensionen kürzen und sich für die Armen des mittelamerikanischen Landes einsetzen.
Der ehemalige Bürgermeister von Mexiko-Stadt, von seinen Anhängern kurz AMLO genannt, wurde 1953 in Tepetitán im Bundesstaat Tabasco geboren. Er studierte Politik- und Verwaltungswissenschaften und war lange Zeit Mitglied der noch amtierenden Regierungspartei PRI.
Seine erste Ehefrau starb 2003. Seit 2006 ist er mit der Schriftstellerin Beatriz Gutiérrez Müller verheiratet. Neben Jesús Ernesto hat er noch drei erwachsene Kinder.
Aller guten Dinge sind drei
AMLO trat bereits zum dritten Mal bei der Präsidentenwahl an. 2006 verlor er knapp gegen Felipe Calderón; ihm fehlten 0,62 Prozentpunkte. Im Anschluss blockierte er mit seinen Unterstützern wochenlang die Prachtstrasse Paseo de la Reforma im Stadtzentrum von Mexiko-Stadt und protestierte gegen mutmasslichen Wahlbetrug. Ausserdem liess er sich als «legitimierten Präsident» ausrufen.
Als Präsident Mexikos will er sich auf das Innere konzentrieren – quasi «Mexico First». Das Ausland sieht er skeptisch und bringt das auch relativ glaubwürdig rüber: Bis vor ein paar Jahren brüstete er sich nach Angaben der Wirtschaftszeitung «El Financiero» sogar damit, nicht einmal einen Reisepass zu besitzen. (SDA)