Er schoss am Flughafen von Fort Lauderdale im US-Bundesstaat Florida um sich, tötete fünf Menschen, acht weitere wurden durch Schüsse verletzt. Die Behörden identifizierten den festgenommenen Täter als US-Veteran Esteban Santiago (26), der letztes Jahr wegen schlechter Leistungen entlassen worden war und sich in psychologischer Behandlung befand.
Santiago wurde in New Jersey geboren, wuchs aber in Puerto Rico auf. Dort wurde er 2007 Mitglied der Nationalgarde, die im Februar 2011 nach einer Grundausbildung in Missouri in den Irak verschifft wurde. Während seines Einsatzes wurde der 26-Jährige mit zehn Orden und Einsatzmedaillen ausgezeichnet.
«Er hat seinen Verstand verloren»
Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg war er laut seiner Tante Maria Ruiz nicht mehr derselbe: «Er hat während seines Einsatzes in Übersee seinen Verstand verloren.» Laut seines Bruders Bryan wurde er in Puerto Rico wegen mentaler Probleme behandelt, ehe Esteban Santiago 2014 nach Alaska zog.
Dort wurde er Mitglied der Nationalgarde, die ihn im August 2016 wegen «unbefriedigender Leistungen» unehrenhaft entliess. Danach arbeitete Santiago, dessen Freundin ein Kind von ihm hat, für ein Sicherheitsunternehmen.
Schütze war in einer geschlossenen Anstalt
Im November tauchte er laut des Senders CBS in Anchorage (Alaska) in einem FBI-Büro auf und meldete, dass er von der US-Regierung gezwungen werde, Videos vom Islamischen Staat zu schauen. «Danach wurde er in eine geschlossene Anstalt gesteckt und therapeutisch behandelt», so sein Bruder Ryan.
Nach seiner Entlassung aus der Klinik verbrachte er die Feiertage mit seiner Familie in New Jersey. «Esteban machte einen völlig normalen Eindruck und hat uns nichts von seinen Problemen erzählt», erinnert sich seine Tante Maria.
Er trug ein «Star Wars»-Shirt
Vor dem Flug mit Delta Airlines checkte er seine Pistole – für diese besass er einen gültigen Waffenschein - mit seinem Koffer ein. Nach der Landung holte der mit einem «Star Wars»-Shirt bekleidete Mann im Terminal 2 den Koffer vom Gepäckband. «Er ist dann aufs Männer-WC gegangen, wo er die Pistole lud. Ohne ein Wort zu sagen hat er dann 13 Mal auf andere Reisende geschossen», so Chip LaMarca, Behördensprecher von Broward County.
Am Boden wartete er auf seine Verhaftung
Santiago habe laut Augenzeuge John Schichler wahllos auf die Köpfe seiner Opfer gezielt und seine Pistole vom Kaliber 9 Millimeter mehrmals nachgeladen. Als ihm die Munition ausging, legte sich Santiago auf den Boden und wartete darauf, dass die Cops eintrafen, um ihn zu verhaften.
«Er hat geschwiegen», erklärte ein Mann dem Sender MNSBC. «Er war die ganze Zeit still. Er hat nichts gerufen».
Auf Videos war zu sehen, wie Hunderte Menschen aus dem Flughafengebäude auf das Rollfeld geleitet wurden. Auch Passagiere aus gelandeten Flugzeugen wurden nicht ins Gebäude gelassen, sondern aus den Fluggastbrücken über Treppen ins Freie gebracht.
Nach Angaben der Flughafenverwaltung spielte sich das Geschehen im Bereich der Gepäckabholung ab. Zahlreiche Rettungsfahrzeuge waren zum Flughafen unterwegs, wo die Polizeipräsenz verstärkt wurde. Der Flughafenbetrieb wurde vorübergehend unterbrochen. Später wurde die südliche der beiden Landebahnen wieder für den Flugverkehr freigegeben.
Der Flughafen in Fort Lauderdale wird jährlich von rund 25 Millionen Passagieren genutzt. Er ist Zwischenstopp für viele Touristen, die eine Kreuzfahrt oder einen Urlaub in der Karibik gebucht haben.
Der Pressesprecher des früheren US-Präsidenten George W. Bush, Ari Fleischer, befand sich zum Zeitpunkt der Tat zufällig am Flughafen. «Es fallen Schüsse, alle rennen», schrieb Fleischer im Kurzbotschaftendienst Twitter.
Floridas republikanischer Gouverneur Rick Scott machte sich auf den Weg zum Tatort. Der künftige US-Präsident Donald Trump schrieb auf Twitter, er habe soeben mit Scott gesprochen und verfolge die «schreckliche Lage in Florida». (sda/rey/gru)