Mega-Lösegelder
Die teuersten Entführungen aller Zeiten

Bernie Ecclestones Schwiegermutter wurde entführt – die Kidnapper wollen mehr als 35 Millionen Dollar für ihre Befreiung. Eine stattliche Summe. An das höchste gezahlte Lösegeld kommt sie jedoch nicht heran.
Publiziert: 26.07.2016 um 22:47 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:11 Uhr
Bernie Ecclestones Schwiegermutter wurde entführt.

Zu den reichsten Familien der Welt zu gehören hat viele Vorteile – das weiss Bernie Ecclestone (85). Zum Geburtstag bekam der Formel-1-Mogul, der die Schweiz als «zweite Heimat» bezeichnet, von seinen beiden Töchtern ein Schweizer Chalet mitten in London. Dafür bauten sie die Luxusvilla (57 Zimmer für 102 Millionen Franken) in der britischen Hauptstadt um.

Der Reichtum macht aber auch skrupellose Lösegeld-Erpresser auf sich aufmerksam. Das musste Ecclestone nun schmerzlich erfahren: Seine Schwiegermutter Aparecida Schunk Flosi (67) wurde in Brasilien entführt. Die Kidnapper wollen 36,5 Millionen Dollar. Ecclestone, dessen Vermögen auf über drei Milliarden Dollar geschätzt wird, hatte deren Tochter Fabiana Flosi (38) im Jahr 2012 in Gstaad geheiratet.

Zu Entführungen von Mitgliedern aus reichen Clans kommt es immer wieder – und immer mal wieder werden auch fette Lösegelder gezahlt. Das sind die grössten bekannten Summen, die bezahlt wurden (von der Inflation bereinigt und auf heute übertragen):

Jan Philipp Reemtsma: 30 Millionen Mark (heute: 20 Millionen Euro)

Der Hamburger Millionen-Erbe wird im April 1996 in Hamburg überwältigt und verschleppt. Erst wollen die Entführer 20 Millionen D-Mark – als jedoch zwei Lösegeld-Übergaben scheitern, erhöhen sie ihre Forderung auf 30 Millionen.

43 Stunden der erfolgreichen Übergabe wird Reemtsma in einem Waldstück südlich von Hamburg freigelassen – nach 33 Tagen Gefangenschaft. Die fünf Täter werden festgenommen und später verurteilt. Das Lösegeld bleibt bis auf 1,2 Millionen Mark verschwunden.

Patty Hearst: 6 Millionen Dollar (heutiger Wert: 29 Millionen)

This is a copy of the police department identification photo made after Patricia Hearst was confined in the San Mateo Country Jail. Miss Hearst was captured in San Francisco Thursday September 19, 1975 along with other members of the Symbionese Liberation Army. (AP Photo).
Foto: ZVG

Die Entführung von Patty Hearst gehört zu den spektakulärsten der jüngsten Geschichte. Die damals 19-jährige Tochter des US-Medienmoguls William Randolph Hearst wird am 4. Februar 1974 von der linksradikalen Symbionese Liberation Army (SLA) verschleppt.

57 Tage lang wird Hearst in einem Schrank eingesperrt und misshandelt. Die Gruppe fordert von ihren Eltern, für jeden Bürger in Kalifornien Essen im Wert von 70 US-Dollar zu kaufen – das hätte 400 Millionen gekostet. Die Eltern lieferten nach zähen Verhandlungen schliesslich Essen im Wert von 6 Millionen Dollar aus. Die Entführer weigerten sich erst, Patty freizulassen – die Qualität der Nahrungsmittel sei zu schlecht.

Zwei Monate nach der Entführung schloss sich Patty Hearst der SLA an und wurde somit zum Musterbeispiel des Stockholm-Syndroms, bei dem ein Opfer irgendwann mit den Tätern sympathisiert. Sie macht bei einem Banküberfall in San Francisco mit und wird dafür zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Später wird sie begnadigt.

Charles Lockwood: 10 Millionen Dollar (heute: 57,8 Millionen)

Der Geschäftsmann Charles Lockwood wurde innerhalb einer kurzen Zeit gleich zwei Mal entführt – von der argentinischen Guerilla-Gruppe ERP. Beim ersten Mal, im Jahr 1974, war die Forderung 2,5 Millionen Dollar. Beim zweiten mal wurde Lockwood verschleppt, als er mit seinen Töchtern und seinem Leibwächter im Auto unterwegs war. Diesmal wollte die Gruppe 10 Millionen. Nach seiner zweiten Befreiung verliess Lockwood Argentinien – verständlicherweise.

Walter Kwok: 77 Millionen Dollar (heute: 114,5 Millionen)

Der Sohn eines der reichsten Geschäftsmänner Chinas wird 1997 vom berüchtigten Gangster «Big Spender» entführt. Nach sieben Tagen Gefangenschaft wird Kwok in einem Haus in einer Holzkiste lebend wiedergefunden – nachdem seine Frau ein Lösegeld in Höhe von 600 Millionen Honkong-Dollar gezahlt hatte.

Der Vorfall führte im reichen Clan zum Familienstreit, denn Gerüchten zufolge haben sich seine jüngeren Brüder geweigert, das Lösegeld zu zahlen.

Victor Li: 134 Millionen Dollar (heute: 197 Millionen)

Victor Li (l) mit seinem Vater.

Auch diese Entführung in Hongkong geht auf das Konto von «Big Spender». Der Schwerverbrecher liess Victor Li, den Nachkommen des reichsten Hongkonger Geschäftsmannes Li Ka Shing 1996 verschleppen. Er wurde in einer Holzkiste gefangen gehalten, bis sein Vater 134 Millionen US-Dollar bezahlte.

Der Entführer Big Spender alias Cheung Chi Keung wurde im Jahr 1998 in China für seine Verbrechen zum Tode verurteilt und Ende desselben Jahres durch Erschiessung hingerichtet.

Jorge und Juan Born: 60 Millionen Dollar (heute: 293 Millionen)

Die Gebrüder Born führten ein sehr erfolgreiches Handelsunternehmen in Argentinien – was ihre Familie zu einer der reichsten des Landes machte. Die linksextreme Terrorgruppe Montonerros kidnappte beide Brüder 1974, dabei erschossen sie ihren Fahrer. 

Nach neun Monaten Verhandlungen einigten sich die Entführer mit der Familie auf die Rekordsumme von 60 Millionen US-Dollar. Kurz nach ihrer Freilassung zog der Born-Clan mit ihrem Konzern nach Brasilien. Der Montenerros-Anführer Mario Firmenich wurde 1984 zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. (rey)

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