In den US-Medien nennen sie Stephen Paddock (†64) «madman», einen Irren. Ein Versuch, das Unerklärliche zu verstehen: Warum schiesst ein unauffälliger, wohlhabender Frührentner aus einem Hotelzimmer in eine Menschenmenge, tötet fast 60 Konzertbesucher und verletzt über 500?
Islamischer Staat bekennt sich
Zwar hat die Terrormiliz Islamischer Staat das Gemetzel von Las Vegas für sich reklamiert – aber die US-Ermittler nehmen ihr nicht ab, dass Paddock mit einer Terrororganisation in Verbindung stand. Auch sie halten ihn schlicht für einen Wahnsinnigen: «Ich kann nicht in den Kopf eines Psychopathen schauen», sagte einer der zuständigen Sherriffs.
US-Präsident Trump sieht das ebenso. Der Todesschütze sei ein «kranker» Mann gewesen, sagte er heute, kurz vor dem Abflug ins vom Hurrikan verwüstete Puerto Rico: «Wir werden das ganz genau untersuchen», so Trump. Ob er jetzt strengere Waffengesetze doch sinnvoll fände? «Wer weiss», sagte Trump, «irgendwann vielleicht.»
Verwandte sind entsetzt
Stephen Paddock war Millionär und galt bei seiner Familie als friedlich. Sein Bruder sagte in mehreren TV-Interviews: «Er hat gerade noch unserer Mutter einen Rollator gekauft.» Es gäbe weder «religiöse noch politische» Motive, von denen die Familie wisse. Militärische Erfahrung habe Paddock auch keine: «Er war einfach ein Typ, der gerne in Las Vegas zockte und Burritos ass», so der Bruder.
Paddock lebte mit Freundin Marilou Danley (62), einer Frau mit philippinischen Wurzeln und australischem Pass, in der Rentnersiedlung Mesquite, rund 130 Kilometer vom Tatort entfernt. Dort finden die Ermittler ein weiteres Waffenlager: mindestens 19 Schusswaffen, darunter automatische Gewehre plus Tausende Schuss Munition und den Sprengstoff Tannerit sowie Ammoniumnitrat, das zum Bombenbau verwendet werden kann. Zusätzlich zu den 23 Schusswaffen im Hotelzimmer machte das aus Paddock eine eigentlich Ein-Mann-Armee.
Passionierter Glücksspieler
Er begann einst als Buchhalter, verdiente dann Millionen mit Immobilien und liess sich frühpensionieren. Er war zudem Countryfan, Hobbypilot mit zwei eigenen Kleinflugzeugen und hatte eine Fischer- und Jagdlizenz in Alaska. Und: Paddock zockte gerne im nahen Las Vegas. Dabei soll er gerne grosse Beträge von mehreren Zehntausend Dollar gesetzt haben. Frühere Nachbarn sagen, Paddock habe auch im Internet nächtelang um Geld gezockt.
Ein bekannter Kasinogast also. Vielleicht ein Grund, warum ihn beim Einchecken niemand fragte, was er in seinen unförmigen Taschen habe. Ein tödliches Versäumnis.