Die italienische Küstenwache hat sich für nicht zuständig für Flüchtlings-Rettungsaktionen vor der libyschen Küste erklärt. Ab sofort sollten Kapitäne, die sich im Gebiet vor Libyen befänden, mit Hilferufen an die libysche Küstenwache wenden, erklärte die italienische Küstenwache laut italienischen Medienberichten am Samstag.
Die Mitteilung steht im starken Widerspruch zur bisherigen Praxis. Bei der Koordinierung von Flüchtlings-Rettungsaktionen ausserhalb der eigenen Gewässer hatte die italienische Küstenwache bislang häufig eine wichtige Rolle gespielt. Gemäss Seerecht muss der Koordinator einer Rettungsaktion den Flüchtlingen einen sicheren Hafen bieten.
Verteidigungsministerin Elisabetta Trenta betonte, die Ankündigung bedeute nicht, dass Italien seine Verpflichtungen zur Rettung von Flüchtlingen aus Seenot vernachlässige. Die Mitteilung der Küstenwache beziehe sich ausschliesslich auf das Gebiet nahe der libyschen Küste. Dort sei die libysche Küstenwache zuständig. Diese sei von den italienischen Kollegen ausgebildet worden und habe «alle Fachkenntnisse und Mittel, um die Aufgabe zu erfüllen».
Die vor drei Wochen angetretene italienische Regierung aus der fremdenfeindlichen Lega und der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung hat eine Kehrtwende in der Flüchtlingspolitik vollzogen. Sie kündigte an, Flüchtlings-Rettungsschiffe privater Hilfsorganisationen künftig generell abzuweisen. Zwei privaten Hilfsschiffen verweigerte sie bereits die Einfahrt in italienische Häfen. (SDA)