Kremlnaher Professor warnt vor Rache aus Kiew bei Fussball-WM
Putin fürchtet Ukraine-Konter

Kiew könnte Moskau mit einer Offensive in der Ostukraine in die Zwickmühle bringen. Würden die Russen intervenieren, wäre die Durchführung der Fussball-WM in Gefahr.
Publiziert: 07.05.2018 um 21:13 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 21:00 Uhr
Guido Felder

Kurz vor der Fussball-WM könnte ein vergessener Krieg wieder aufflackern und das Turnier in Russland in Gefahr bringen. Einer von Wladimir Putins (65) nahen Vertrauten, der Politologe Sergei Markow (60), prophezeit nämlich, dass die Ukraine Anfang Juni zu einem Blitzkrieg im Osten ihres Landes, des Donbass, blasen könnte.

Diese Offensive wäre ein geschickter Schachzug der Ukraine und würde den russischen Präsidenten in die Zwickmühle bringen. Denn lassen die Russen diese Offensive zu, könnte Kiew die selbsternannten, mehrheitlich russischsprachigen Volksrepubliken Donezk und Lugansk zurückerobern.

WM-Boykott bei Einmischung

Würden sich die Russen aber in den Konflikt in der Ukraine einmischen, müsste Moskau mit Boykotts der Fussball-WM rechnen. Wie das russische Portal «sputniknews» berichtet, wäre damit die Durchführung des Turniers in Gefahr.

Markow unterstreicht seine These mit Nato-Manövern, die vom 3. bis 15. Juni im Baltikum stattfinden sollen. 18’000 Mann aus 19 Ländern treffen sich zur Übung «Saber Strike» (Säbelschlag). Es sollen 1100 Kriegsgeräte von Deutschland nach Lettland verlegt werden.

Gleichzeitig Nato-Übung

Der russische Politologe rechnet damit, dass eine Offensive mit dem Beginn der Nato-Übung starten könnte und das ukrainische Militär die Armeen der selbsternannten Volksrepubliken innert nur einer Woche zerschlagen würde.

Markow schreibt auf Facebook: «Russland wird vor eine harte Wahl gestellt: entweder der Donbass oder die Fussball-WM.»

Offensive nicht wahrscheinlich 

Wie realistisch ist dieses Szenario tatsächlich? Jeronim Perovic, Direktor Center for Eastern European Studies an der Uni Zürich, glaubt nicht an eine Grossoffensive der Ukrainer. Perovic zu BLICK: «Das würde nicht nur Russland auf den Plan rufen, sondern auch im Westen schlecht ankommen und die Ukraine in ein negatives Licht rücken. Das kann sich Kiew momentan kaum leisten.»

Auch Russland sei zurzeit nicht an einer militärischen Eskalation interessiert. Perovic: «Moskau strebt eine Normalisierung der Beziehungen zu Europa an – ein Aufflammen kriegerischer Handlungen in der Ostukraine würde dieses Unterfangen erschweren.»

Der vergessene Krieg

Der Krieg in der Ukraine begann 2014. Über 10’000 Menschen wurden getötet, über 2 Millionen in die Flucht getrieben. Die Minsker Abkommen haben zwar die Gewalt eingedämmt, dennoch sind die Waffen noch lange nicht verstummt. Wegen Krisenherden, wie etwa Syrien und Nordkorea, ist der Krieg in Europa praktisch in Vergessenheit geraten. 

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