Kinderarbeit in Überraschungsei
Für leuchtende Kinderaugen muss Hannah (6) leiden

Wissen Sie, wie die Überraschung ins Überraschungsei kommt? Die britische Zeitung «The Sun» hat es herausgefunden: Unter anderem durch Kinderarbeit.
Publiziert: 24.11.2016 um 15:27 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 23:33 Uhr
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Skandal um Überraschungseier: Hannah (6, M.) und ihr Bruder Patrick (11) setzen in Rumänien für einen Sklavenlohn Überraschungseier zusammen.
Foto: Bulls
Nicole Bruhin

Der italienische Mega-Konzern Ferrero stellt die weltweit beliebte Kinder-Überraschung her. Die besteht bekanntlich aus einem gelbem Plastikei, in dem ein Spielzeug versteckt ist. Reporter der britischen Zeitung «The Sun» deckten nun auf, wie die Überraschung in das Schokolade-Ei kommt. Sie reisten nach Carei in Rumänien und besuchten eine Familie, welche die Spielzeuge zusammensetzt.

Die kleine Hannah (6) baut bis zu 13 Stunden am Tag Teile für die Überraschungseier zusammen. Und das zu einem Hungerlohn. Für jeweils 1000 Eier erhält sie 20 rumänische Lei – das sind umgerechnet 4,75 Franken. Hannahs Mutter Timea (30) klagt in der Zeitung: «Ich weiss, dass die Bezahlung schrecklich niedrig ist, aber wir brauchen das Geld dringend, um Essen für uns und unsere Kinder zu kaufen.»

Plastikei-Produzent geben sich unwissend

«The Sun» beschreibt das Arbeitsumfeld der Familie als unhygienisch und spricht von Kinderversklavung.

Für die Produktion der gelben Plastikeier ist die Firma Prolegis verantwortlich. Sie ist ein Subunternehmen der rumänischen Spielzeugfabrik Romexa. Beide Firmen wollen nichts von der Heimarbeit gewusst haben.

Doch nur eine Stunde, nachdem die Zeitung die Firma mit den Vorwürfen konfrontiert hatte, soll ein Mitarbeiter die Kleinteile bei der Familie abgeholt haben.

Ferrero gibt sich entsetzt

«Wir sind entsetzt und tief betroffen», schreibt Ferrero in einer Erklärung, die der deutschen Zeitung «Bild» vorliegt. Der Konzern hat nach eigenen Angaben erst durch die Presse von den Fällen erfahren. Man habe «sofortige, umfassende Ermittlungen eingeleitet, um alle Fakten zu erfassen». Die Zusammenarbeit mit Prolegis und Romexa hat Ferrero bestätigt.

In Rumänien sind derweil Untersuchungen wegen des Verdachts auf Kinderarbeit gegen die beiden Firmen eingeleitet worden. In den Ermittlungen gehe es auch um den Verdacht des Kinderhandels, sagte die Sprecherin der auf organisierte Kriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft, Mihaela Porime, in Bukarest der Nachrichtenagentur AFP.

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