Der 12. Juni 2018 wird in die Geschichtsbücher eingehen. Es ist der Tag, an dem sich US-Präsident Donald Trump (71) und Nordkoreas Diktator Kim Jong Un (34) in Singapur zum Gipfel treffen, von dem der Weltfrieden abhängt.
Ich bin schon vor den beiden Präsidenten im kleinen Stadtstaat eingetroffen und habe bemerkt: Hier nutzen vor allem die Wirte den Gipfel für gute Geschäfte. Zu ihnen zählt Andik: Zurzeit gibt es in seinem Lokal «Lucha Loca» einen Trump- und einen Kim-Taco zu kaufen. Sie heissen Gringo und der Raketenmann.
Herzhaft beisse ich in beide rein. Trumps Version punktet mit Rindfleisch, Käse, Zwiebeln und viel Mayo, sein nordkoreanisches Pendant mit Hühnerfleisch, verschiedenen Gewürzen und einer «geheimen koreanischen Sauce». Für mich klar: Kims Taco schmeckt besser!
Saubere Strassen noch sauberer
Während die Wirte um Gäste buhlen, herrscht auf der Strasse Ruhe. Für Singapurs Premierminister Lee Hsien Loong (66) ist der Gipfel eine Prestige-Angelegenheit. Die ohnehin schon saubere Stadt erhält deshalb noch einmal eine Meister-Proper-Spezialbehandlung: Am Montag werden an vielen Ecken Hecken gestutzt und Strassen gefegt, auf denen schon zuvor kein Staubkorn zu sehen war. Logisch, dass Demos verboten sind.
Mit Kim und Trump im Bauch fahre ich zum Nobelhotel Capella, das auf der Ferieninsel Sentosa liegt und als Tagungsort für den Gipfel vorgesehen ist. Auf der knapp 20-minütigen Fahrt vom Stadtzentrum Singapurs über die Brücke, vorbei an der bekannten Schweizer Gondelbahn, sehe ich keine einzige Strassensperre. Eine Barriere hebt sich gegen Bezahlung von drei Singapur-Dollar (2.20 Franken).
Kein Durchkommen beim Hotel
Doch beim Hotel ist Schluss. Vergebens stehe ich eine geschlagene Stunde bei 38 Grad vor den Pforten und versuche die Polizisten zu überzeugen, mich doch bitte hineinzulassen. Hoffnungslos. Schon ein Selfie hätte beinahe dazu geführt, dass ich meine Presse-Akkreditierung wieder hätte abgeben müssen.
Gleich streng sind die Kontrollen auch bei den Hotels, in denen Trump und Kim logieren. Der nordkoreanische Diktator ist im St. Regis abgestiegen. Dutzende Sicherheitsbeamte stehen vor den Toren und machen klar, dass Kim keinerlei Lust auf Überraschungsbesuch aus der Schweiz hat.
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Ein Trost bleibt: Ich bin nicht allein. Rund 100 Journalisten stehen ums Hotel verteilt und warten, bis Kim in sein Auto steigt. «Wir stehen seit fünf Stunden hier», erzählt eine südkoreanische TV-Reporterin. «Und ich warte noch fünf weitere, wenns sein muss.» Wenigstens muss sie keinen Hunger haben: In der Nähe gibts Kims und Trumps à discrétion.