Kemmerich abgetaucht!
So absurd wird Thüringen derzeit regiert

Politische Beamte erheben schwere Vorwürfe gegen den Thüringer Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich, der noch immer geschäftsführend im Amt ist. Auch sein Vorgänger Bodo Ramelow ist entsetzt.
Publiziert: 17.02.2020 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 24.03.2020 um 14:04 Uhr
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Wo ist Thomas Kemmerich?
Foto: Getty Images

Seit dem Wahl-Knall in Thüringen steht Deutschland Kopf. Doch einer der Verantwortlichen für das Desaster ist offenbar abgetaucht: Der FDP-Politiker Thomas Kemmerich (54), der sich mit Stimmen der rechtspopulistischen AfD zum Ministerpräsidenten des ostdeutschen Bundeslandes wählen liess, wurde seit Tagen nicht mehr gesehen.

«Ich habe Kemmerich seit dem 5. Februar, als er uns einbestellt hat und bat, weiter Dienst für Thüringen zu tun, nicht mehr gesehen», berichtet einer der zwölf Staatssekretäre der rot-rot-grünen Vorgängerregierung laut «t-online». Kemmerich war nach dem deutschlandweiten Aufruhr zwar zurückgetreten, ist aber eigentlich noch geschäftsführend im Amt.

Ramelow: «Das hat es noch nie gegeben!»

Selbst die wichtige Bundesratssitzung, bei der normalerweise auch alle Ministerpräsidenten anwesend sind, liess Kemmerich am Freitag ausfallen. Die Stühle für Thüringens Landesregierung blieben komplett leer.

Thüringens Ex-Ministerpräsident Bodo Ramelow (64, Linke) ist entsetzt. «So etwas hat es in 70 Jahren im Bundesrat noch nie gegeben!», schreibt er auf Twitter. Er befürchtet eine Staatskrise. «Ich hoffe, dass jeder Landtagsabgeordnete verinnerlicht, was es heisst, wenn wir keine Landesregierung haben», sagte er der Nachrichtenagentur «dpa».

FDP verteidigt Kemmerich

Besonders absurd: Nicht mal seine Handynummer hat Kemmerich dagelassen. Wie die Nachrichtenseite «t-online» berichtet, fragen politische Beamte, die nicht Regierungsmitglieder sind, offenbar sogar Journalisten nach der Nummer des Regierungschefs. In der vergangenen Woche gab es nur einmal am Tag eine Telefonschalte mit ihm und Mitarbeitern der früheren politischen Schaltzentrale.

Kemmerich schweigt zu den Vorwürfen. Seine Partei verteidigt den Kurzzeit-Ministerpräsidenten jedoch. «Herr Kemmerich stellt sicher, dass alle nötigen Aufgaben wahrgenommen werden», sagt Thomas Philipp Reiter, der aktuell sowohl für die Thüringer FDP, die Fraktion sowie den Regierungschef spricht. Er werbe um Verständnis, dass der geschäftsführende Ministerpräsident derzeit keine öffentlichen Termine wahrnehme. (kin)

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