Zwei Aktivistinnen der Organisation Femen drangen gestern Montagabend oben ohne in das Filminstitut Cinémathèque française ein. Sie wurden umgehend aus dem Gebäude befördert. Vor der Tür demonstrierten sie zusammen mit den anderen Feministinnen weiter. Ihre Wut galt dem Filmregisseur Roman Polanski (84), der von der Cinémathèque mit einer Werkschau geehrt wird.
Die Demonstrantinnen riefen «Keine Ehrung für Vergewaltiger», als der polnische Filmemacher an ihnen vorbeiging. Die Organisatoren der Demonstration verlangen die Absage der Retrospektive. Der Präsident der Cinémathèque, der Regisseur Costa-Gavras, sagte, dies stehe nicht zur Debatte. Die Filme Polanskis seien «mehr denn je unentbehrlich für unser Verständnis der Welt und des Kinos».
Auch das Pariser Publikum zollte dem Regisseur von bekannten Filmen wie «Rosemary's Baby», «The Pianist» und «Carnage» am Montagabend Respekt und applaudierte begeistert, als dieser in Begleitung seiner Frau Emmanuelle Seigner auf die Bühne kam. Auf die Proteste gegen ihn ging er in seiner Rede nicht ein.
Sex mit 13-Jähriger
Polanski wurde 1977 in den USA wegen Vergewaltigung einer Minderjährigen angeklagt, weil er als damals 43-Jähriger Sex mit der damals 13-jährigen Samantha Geimer hatte. Im Januar 1978 floh er aus den USA und kehrte nie wieder zurück. Die US-Justiz hält bis heute an ihrer Klage fest.
Im Zuge des Missbrauchs-Skandals um den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein sind auch gegen Polanski neue Vorwürfe laut geworden. Die frühere deutsche Schauspielerin Renate Langer warf ihm vor, sie 1972 im Alter von 15 Jahren in der Schweiz vergewaltigt zu haben. Anfang des Jahres hatte Polanski auf Druck von Feministinnen auf die Präsentation der Verleihung des französischen Filmpreises César verzichten müssen. (SDA)