Trotz ersten Sommertagen ist die Stimmung in San Diego angespannt. Die Wirtschaft der kalifornischen Metropole profitiert täglich von mexikanischen Grenzgängern, die noch vor Sonnenaufgang von Tijuana über die Grenze in die Stadt gelangen. Restaurants, Geschäfte und Privatpersonen sind auf ihre Dienste angewiesen.
Doch jetzt droht der Kollaps! Donald Trump hat am Wochenende gedroht, die Grenze zu Mexiko dichtzumachen. «Wenn Mexiko nicht sofort ALLE illegale Einwanderung stoppt, die durch unsere Südgrenze in die Vereinigten Staaten kommt, werde ich die Grenze oder grosse Teile der Grenze nächste Woche schliessen», schrieb der US-Präsident auf Twitter.
Den Berechnungen des Weissen Hauses zufolge sollen im Monat März 100'000 Menschen illegal in die USA gelangt sein.
Fatale Folgen für Landwirtschaft und Automobilindustrie
Obwohl Trump in den vergangenen Monaten mehrfach mit der Schliessung der Grenze gedroht hat, scheint er nun ernst zu machen. Sein Stabschef Mick Mulvaney sagte beim Sender ABC, es müsse etwas «dramatisches» passieren, damit sein Chef seine Androhung nicht wahr machen sollte.
Im Falle einer Schliessung wären die Folgen nicht nur für Grenzstädte wie San Diego, sondern für die Wirtschaft des ganzen Landes, fatal. Fast 1,7 Milliarden Dollar an Waren und Dienstleistungen fliessen täglich über die Grenze. Eine halbe Million Menschen, darunter Rechtsanwälte, Studenten und Touristen, reisen täglich von Mexiko legal in die USA ein.
Die grössten Opfer von Trumps Plänen wären ausgerechnet die Landwirtschaft und die Automobilindustrie – zwei Sektoren, die auf der Prioritätenliste des US-Präsidenten ganz zuoberst sind. Sie sind auf Mexiko angewiesen, entweder durch den Verkauf von Waren und Dienstleistungen oder durch die Verwendung mexikanischer Materialien für ihre Produkte.
«Die Grenzschliessung würde die amerikanische Automobilproduktion in weniger als einer Woche stark beeinflussen», sagte Ann Wilson, die die Hersteller von Autoteilen vertritt, gegenüber der «New York Times».
Der amerikanische Konsument würde die Folgen ebenfalls rasch zu spüren kriegen. Fast die Hälfte aller importierten Gemüse und 40 Prozent aller importierten Früchte werden in Mexiko angebaut. Avocados beispielsweise würden in drei Wochen ausgehen, warnen Experten.
Fallende Aktienkurse drohen
Doch bei den Avocados hört es nicht auf. Auch die Wall Street blickt diese Tage gebannt nach San Diego. Trump, dessen grösster Erfolg seiner bisherigen Präsidentschaft die boomende US-Wirtschaft ist, könnte die Aktienkurse in New York mit seinen Plänen auf Talfahrt schicken. Das amerikanische Wachstum und die Produktivität könnten wegen einer Grenzschliessung schnell untergraben werden, warnte die US-Handelskammer in einer Erklärung am Montag.
«Die Schließung der Grenze zwischen den USA und Mexiko würde den amerikanischen Familien, Arbeitnehmern, Landwirten und Herstellern in den Vereinigten Staaten schweren wirtschaftlichen Schaden zufügen», sagte Neil Bradley, der Präsident der Handelskammer.
Doch noch sind die Grenzübergänge geöffnet. Am Montagabend kam es in San Ysidro, einem Quartier im Süden San Diegos, wie üblich zu langen Wartezeiten. Die Anleger an der Wall Street und die Menschen in den USA dürften hoffen, dass sich hier auch in den kommenden Tagen die Autos stauen. Ansonsten hat Donald Trump seinen Plan in die Tat umgesetzt.
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
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