Mit 400’000 Soldaten gilt die Türkei als zweitgrösste Nato-Armee, gleich hinter den USA mit 1,43 Millionen Streitkräften. Jetzt will offenbar Präsident Recep Tayyip Erdogan (63) weiter aufrüsten. Und zwar massiv.
Der regierungskritische türkische Journalist Abdullah Bozkurt spricht von einem «geheimen Plan, Massenvernichtungswaffen zu erwerben – darunter auch eine Atombombe zur Abschreckung.» Das berichtet die «Huffington Post».
Deal über Atomkraftwerke?
Bozkurts möglicher Beweis: Zuletzt sprachen einflussreiche Berater des Präsidenten und regierungsnahe Kleriker immer wieder von der Atombombe.
Zudem habe Erdogan sich Russland und Japan angenähert und sich somit von der Nato entfernt. Dieser Prozess enthalte auch Abkommen mit Russland und Japan zur Errichtung von zwei Atomkraftwerken in der Türkei. Details über diese seien nicht bekannt, was Bozkurt als verdächtig beurteilt.
Auch Türkei-Experte Aykan Erdemir vom US-Thinktank Foundation for Defense of Democracies bestätigte der «Huffington Post», dass Erdogan Interesse zeige, moderne Waffensysteme zu erwerben.
Europa in drei Tagen erobern
Erdemir, der von 2011 bis 2015 für die sozialdemokratische CHP im türkischen Parlament sass, sagt aber auch: «Erdogan hat ein starkes Verlangen, die Türkei zu einer Atommacht zu machen, aber nicht die Kapazität.» Wegen der grossen Abwanderung fehle es im Land an Kapital und an Wissen.
Vor kurzem hat die regierungsfreundliche Zeitung «Yeni Söz» auf der Frontseite geschrieben, dass die Türkei innert nur dreier Tage ganz Europa erobern könne. Zitat: «Wenn wir an einem Morgen beginnen, können wir unser Abendgebet schon im Schloss Bellevue halten.» Das Bellevue ist der Amtssitz des deutschen Bundespräsidenten in Berlin.
Erdemir relativiert: «Die regierungsfreundlichen Medien übertreiben die Stärke des Militärs häufig, um die Moral in der Türkei zu steigern.» (gf)