Seit dem gestrigen Mittwoch ist der erste Corona-Impfstoff der Welt zugelassen! Russland hat den vom Moskauer Gamaleya-Institut entwickelten Impfstoff mit dem kryptischen Namen «Gam-Covid-Vac Lyo» auf den lokalen Markt gebracht. Weltweit wird der angebliche Durchbruch des Kremls mit Misstrauen begegnet. Der Impfstoff hat die Zulassung in Russland erhalten, ohne die sogenannte Phase 3 – das letzte Stadium der klinischen Entwicklung eines jeden Medikaments – zu durchlaufen.
Jetzt hat Kirill Dmitrijew (45), Chef des russischen Investmentfonds, der die nationale Impfstoffforschung finanziert, den Schritt in einem CNN-Interview verteidigt. «Wir können sagen, dass es funktioniert. Ich habe es selbst genommen. Ich habe es meinen Eltern und meiner Frau gegeben», behauptete er. Laut Medienberichten soll auch schon eine Tochter von Russlands Staatschef Wladimir Putin (67) den Impfstoff erhalten haben.
Auf die Frage des CNN-Journalisten, wie Dmitrijew zum Schluss kommen könne, dass der Impfstoff funktioniere, antwortete dieser: «Er hat sich in Phase 1 und Phase 2 der Studie bewährt. Wir werden Phase drei Versuche in vielen anderen Ländern haben, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien, Brasilien und auf den Philippinen.» Er führte aus, dass nach russischem Recht ein Impfstoff bei einer Pandemie gleichzeitig mit der Phase 3 zugelassen werden könne.
Vorbestellungen für eine Milliarde Dosen eingegangen
Zuerst sollen Hochrisikopatienten und Menschen im Gesundheitswesen den Impfstoff erhalten. Die Einführung des Medikaments werde schrittweise erfolgen, versicherte Dmitrijew. «Wir werden es morgen nicht 10 Millionen Menschen geben», sagte er gegenüber CNN.
Die Weltgemeinschaft habe sehr «positiv» auf den russischen Impfstoff reagiert, sagte Dmitrijew weiter und blendete dabei die Kritik und Zurückhaltung von führenden Wissenschaftlern und der Weltgesundheitsorganisation WHO aus. «Bei uns sind bereits Vorbestellungen für rund eine Milliarde Dosen eingegangen. Ich denke, die Zeit wird den Erfolg des russischen Ansatzes zeigen», sagte Dmitrijew zuversichtlich.
Bislang hat Russland keine wissenschaftlichen Daten über seine Tests veröffentlicht. Das werde laut dem Chef des russischen Investmentfonds nachgeholt. Dmitrijew versprach gegenüber dem US-Sender, dass der Kreml die Testergebnisse im «August oder September» publizieren werde.
So funktioniert Putins Impfstoff
Der russische Impfstoff funktioniert so: Genetische Informationen des Coronavirus werden in den Körper geschleust, um Immunität hervorzurufen. Das Mittel ist ein sogenannter Vektor-Impfstoff. Basis sind Viren, sogenannte Vektoren, die dem Menschen nicht gefährlich werden können. Der Körper erkennt das Erbgut als fremd und bildet zur Abwehr Antikörper. Beim Zusammentreffen mit dem tatsächlichen Virus soll das eine Infektion verhindern.
Sechs weitere Impfstoff-Kandidaten
Laut einer Liste der Weltgesundheitsorganisation vom Montag werden derzeit sechs andere Impfstoff-Kandidaten in einer Phase-III-Studie getestet. Nur ein gut wirksamer Impfstoff kann Experten zufolge eine rasche und deutliche Wende in der Corona-Pandemie bringen, ohne dass strenge Lockdown-Regeln nötig sind.
US-Präsident Donald Trump (74) versprach dem amerikanischen Volk nach Russlands Ankündigung schnelle Fortschritte bei der Entwicklung eines eigenen Impfstoffes. «Wir sind auf dem besten Weg, schnell 100 Millionen Dosen zu produzieren, sobald der Impfstoff zugelassen ist, und kurz danach bis zu 500 Millionen», sagte er. Mehrere aussichtsreiche Stoffe seien in der letzten Erprobungsphase und stünden vor einer Zulassung. (nim)
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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