Jetzt sprechen die Opfer von Rimini
«Ich stellte mich tot»

In den Zeugenaussagen wird klar, wie grausam die «Bestien von Rimini» die polnischen Touristen und die transsexuelle Prostituierte misshandelten.
Publiziert: 06.09.2017 um 16:30 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2018 um 15:11 Uhr
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Gefährlicher Strand von Rimini: Zwischen den Pedalos wurde eine polnische Touristin bestialisch missbraucht.
Foto: AP
Myrte Müller

Die Nacht auf den 26. August ist lau an der Strandpromenade von Miramare. Es ist die letzte Nacht der Italienferien des polnischen Pärchens. Noch zwei Stunden und der Morgen graut. «Meine Verlobte und ich hatten unser Handtuch nahe der weiss-blauen Pedalos ausgebreitet», erinnert sich der polnische Tourist (26), «wir tranken alkoholfreies Bier.»

Da erscheint der Mann aus dem Kongo. Er fragt das polnische Pärchen auf Englisch: «Wo kommen Sie her?» Doch das will Guerlin B.* (20) eigentlich gar nicht wissen. «Der Mann forderte unsere Handys und unser Geld», erzählt der Pole weiter, «wir standen auf, um zu gehen. Da sprangen weitere drei Kerle aus der Dunkelheit.»

Das Martyrium beginnt. Guerlin B. prügelt auf den Polen ein. «Er schlug mir ins Gesicht. Ich fiel zu Boden. Da traktierten mich auch die anderen», sagt der 26-Jährige, «ich lag mit dem Gesicht im Sand.»

«Sie drückten mir die Kehle zu»

Es folgen 20 Minuten Horror, detailliert den Ermittlern zu Protokoll gegeben und von der Zeitung «Il Corriere della Sera» veröffentlicht. «Die Bande warf mich zu Boden», erinnert sich die Polin (24), «sie hielten meine Beine fest und vergewaltigten mich. Dabei drückten sie mir die Kehle zu, sodass ich zu ersticken drohte.»

Die «Bestien von Rimini» zogen ihr Opfer ins Wasser, um den Sand im Intimbereich abzuwaschen. Die Polin: «Dann begannen sie abermals, mich zu missbrauchen. Sie schrien dabei: ‹Ich bringe dich um!›»

Er habe seine Verlobte um Hilfe schreien gehört, sagt der Pole verzweifelt. «Aber ich konnte nichts machen. Da habe ich mich tot gestellt. Und die Kerle bekamen Angst.»

Sie riefen: «Zerschneide ihr Gesicht!»

Die Männer türmen. Doch ihr Gewaltrausch ebbt nicht ab. In Gegenteil. Eine Stunde nach der Vergewaltigung der Touristin überfallen die vier eine transsexuelle Prostituierte (42). 

Die Peruanerin erinnert sich genau: «Der Kongo-Mann schlug mich mit einer Flasche an den Kopf, sodass ich stürzte. Er packte mich an den Haaren, zerrte mich in die Büsche.» Während sich die Männer an der Prostituierten vergehen, rufen sie sich gegenseitig zu: «Wir bringen sie um! Lass uns ihr Gesicht zerschneiden!»

Im Verhör wird Guerlin B. später dementieren. «Ich wollte Sex gegen Bezahlung. Doch die Transe war zu teuer.» Das Opfer aber erzählt: «Alle vier haben mich vergewaltigt. Der Kongo-Mann und einer der Brüder sogar zweimal.»

Schon am 12. August eine Touristin überfallen

Es ist nicht die erste Gewalttour der «Bestien von Rimini». Bereits am 12. August fallen die Afrikaner am Strand von Miramare eine Touristin aus Varese (I) an, halten ihr den abgebrochenen Hals einer Flasche an die Kehle. Die 30-Jährige bettelte um ihr Leben: «Verschont mich, ich habe doch eine kleine Tochter.» Der Italienerin äthiopischer Herkunft und ihrem Mann (32) gelingt die Flucht. Später kann sie Guerlin B. eindeutig identifizieren. 

Die Jugendstaatsanwältin Silvia Marcozzi zeigt sich entsetzt. Wie wilde Tiere hätten die Angeklagten gewütet: «Sie sind grausam und unnötig böse gegen ihre Opfer gewesen.» Guerlin B., den marokkanischen Brüdern K.* (14) und M.* (17) sowie dem Nigerianer L.* (16) drohen mehrjährige Haftstrafen wegen schweren Raubes, Vergewaltigung und Körperverletzung.

* Namen der Redaktion bekannt

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