Jetzt reden Epsteins Opfer
«Ich war erst 14 und trug noch Zahnspange»

Der US-Milliardär Jeffrey Epstein (66) wird beschuldigt, einen Pädophilen-Ring betrieben zu haben. Nun reden mehrere Frauen erstmals öffentlich über ihre Vorwürfe.
Publiziert: 10.07.2019 um 14:23 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2019 um 15:51 Uhr
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Mehrere Frauen beschuldigen Milliardär Jeffrey Epstein schwer: Michelle Licata und Courtney Wild (v.l.) gaben dem TV-Sender «ABC News» ein Interview.
Foto: picture alliance/Miami Herald

Jung und frühreif. Das waren die Eigenschaften, die Jeffrey Epstein (66) bei seinen Opfern suchte. Courtney Wild und Michelle Licata waren noch minderjährig, als sie den Milliardär kennenlernten. Nach der Festnahme des US-Investmentbankers packen die beiden Frauen nun erstmals aus, erzählen, was sie in Epsteins Villa in Palm Beach erlebten.

«Ich war erst 14 Jahre alt, als er mich zwang, sexuelle Handlungen an ihm durchzuführen», sagt Wild dem US-Sender «ABC News». «Ich trug noch eine Zahnspange. Ich erinnere mich, wie ich in seiner Küche stand ... er hatte die ganze Zeit zahlreiche Mädchen um sich.»

Licata erzählt, sie sei 16 Jahre alt gewesen, als sie von einer Schulkollegin überredet worden sei, Epstein in seiner Villa zu besuchen. Sie sei dafür bezahlt worden, dem Mann eine Massage zu geben. «Er sagte mir ‹Du bist so sexy und wunderschön, dass es ungemütlich für mich wird›. Dann bat er mich, ihm den Rücken zu massieren und sagte, ich solle immer tiefer gehen. Die ganze Zeit redete er weiter mit mir.» Epstein habe dabei versucht, etwas über ihr Sexleben herauszufinden.

Andere sprechen nur über ihre Anwälte

Zwei weitere Frauen, Virginia Giuffre und Sarah Ransome, geben ihrer Genugtuung über die Verhaftung Epsteins in von ihrer Anwältin verlesenen Statements zum Ausdruck. «Es ist schwierig, Worte dafür zu finden, wie ich mich jetzt fühle», sagt Sigrid McCawley im Namen ihrer Mandantin Giuffre. «Aber ich kann ohne Zögern sagen, ich bin hocherfreut, dass die Staatsanwaltschaft in New York Jeffrey Epstein verhaftete und unseren Fall ernst nimmt.»

Ransome ergänzt, die Nachricht über die Verhaftung ihres Peinigers sei ein Schritt in die richtige Richtung, um «Epstein endlich für seine Sex-Verbrechen in die Verantwortung zu ziehen und meinen Glauben darüber wiederherzustellen, dass Macht und Geld nicht über die Gerechtigkeit triumphieren kann».

Nach den Missbrauchsvorwürfen gegen den gut vernetzten Investmentbanker werden nun auch Konsequenzen auf politischer Ebene gefordert. Einflussreiche Politiker der Demokraten verlangten den Rücktritt von Arbeitsminister Alexander Acosta. Epstein hätte schon vor Jahren im Gefängnis sitzen können, wenn Acosta als damaliger Staatsanwalt in Florida nicht einen Deal mit ihm vereinbart hätte, erklärt der demokratische Fraktionschef im Senat, Chuck Schumer. Auch die Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, forderte den Rücktritt Acostas.

Dutzende Nacktbilder beschlagnahmt

Die Staatsanwaltschaft in New York wirft Epstein vor, Dutzende minderjährige Mädchen missbraucht zu haben. Er habe zwischen 2002 und 2005 in New York und Florida einen illegalen Sexhandelsring aufgebaut, heisst es in der Anklageschrift. Einige der Mädchen seien erst 14 Jahre alt gewesen, die mit grossen Summen Bargeld angelockt und dazu verleitet wurden, weitere Mädchen heranzuschaffen. Die Ermittler berichten, sie hätten bei Durchsuchungen in Epsteins Anwesen in Manhattan Hunderte Nacktbilder gefunden.

Der 1953 in New York geborene Epstein hat sein Vermögen vor allem als Investmentbanker gemacht. So soll er das Geld von einer Reihe von Milliardären verwaltet haben. Ein Teil seiner Geschäftsaktivitäten bleibt jedoch im Dunkeln. Zu den Reichen und Mächtigen pflegte er enge Kontakte – etwa zu Ex-US-Präsident Bill Clinton und Prinz Andrew aus Grossbritannien. Auch mit dem jetzigen Präsidenten Donald Trump hatte er zu tun.

Trump distanziert sich heute von Epstein. Er habe vor langer Zeit ein Zerwürfnis mit ihm gehabt und sei kein Fan von ihm gewesen. In einem Interview mit dem «New York Magazine» beschrieb Donald Trump Epstein dagegen im Jahr 2002 als «grossartigen Mann». Damals sagte der noch nicht politisch aktive Immobilienmogul: «Es wird sogar erzählt, dass er schöne Frauen genauso mag wie ich. Und viele von denen sind eher von der jüngeren Sorte.» (noo)

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