Auch am dritten Tag nach dem Zweier-Gipfel mit Kreml-Chef Vladimir Putin (65) in Helsinki steht Donald Trump (72) in seiner Heimat unter Beschuss. Die Diskussionen über seine Aussagen betreffend den Einmischungen Russlands im US-Wahlkampf 2016 reissen nicht ab.
Trump hatte vor der internationalen Gemeinschaft offen seine Geheimdienstleute diskreditiert. Er sagte: «Es gab keine Wahlkampfeinmischung Russlands.» Putin sei ihm gegenüber in seinem Dementi «extrem stark und kraftvoll gewesen». Das hiess im Umkehrschluss: Der US-Präsident vertraut den Worten des Kreml-Chefs mehr als den Beweisen seiner Geheimdienstleute.
Auch Parteikollegen und Freunde haben ihn daraufhin stark kritisiert (BLICK berichtete).
Trump sagt doppelt «Nein» und verwirrt alle
Dass der Aufschrei immer noch nicht verhallt ist, liegt auch an Trumps Kommunikation. Nachdem er am Dienstag eine Mega-Kehrtwende hinlegte und erklärte, dass sein Misstrauensvotum gegenüber seinen Geheimdienstleuten lediglich ein Irrtum war, ging es am Mittwoch im gleichen Stil weiter.
Der US-Präsident antwortete auf die Frage einer Journalistin, ob sich Russland weiterhin in den USA einmische zuerst mit einem bestimmten «Danke, nein». Dazu schüttelte er den Kopf. Auf die Nachfrage, ob er nicht glaube, dass dies der Fall sei, antwortete Trump erneut: «Nein.»
Drei Stunden nach diesem Auftritt teilte das US-Präsidialamt mit: Alles wieder ein Missverständnis! Trump habe keineswegs erklärt, dass Russland sich nicht länger einmische. «Der Präsident hat «Nein» gesagt, weil er keine weiteren Fragen mehr habe beantworten wollen, sagte seine Sprecherin Sarah Sanders vor Journalisten. «Ich habe mit dem Präsidenten gesprochen, er hat auf die Frage nicht geantwortet», erklärte sie. Warum Trump nach seinem doppelten «Nein» aber noch eine weitere Minute mit den Reportern sprach, blieb unbeantwortet.
Trump warnte Putin nun doch vor Einmischungen — und zwar «sehr stark»
Doch damit nicht genug: Am Mittwochnachmittag (Ortszeit) veröffentlichte der US-Sender «CBS» Interviewausschnitte mit Trump. Der US-Präsident bekräftigte seinen historischen Satz, den er am Dienstag vor versammelter Presse ablas: «Ich habe zur Kenntnis genommen, dass die Russen versucht haben, sich in unsere Wahlen einzumischen.»
Nach der Premiere am Dienstag folgte am Mittwoch gleich eine weitere. Auf die Frage des «CBS»-Journalisten, ob Trump Putin für die Einmischungen verantwortlich mache, antwortete dieser: «Ich würde das tun, weil er für das Land verantwortlich ist, so wie ich mich selbst für die Dinge verantwortlich sehe, die in diesem Land passieren.» Und weiter: «Als Anführer des Landes muss man ihn also zur Verantwortung ziehen.»
Trump bekräftigte, dass er Putin in Helsinki vor künftigen Einmischungen und Cyberattacken «sehr stark» gewarnt hatte. «Ich liess ihn wissen, dass wir das nicht zulassen können. Wir werden es nicht tolerieren.» Als Lügner wollte er Putin aber nicht betiteln. «Ich will nicht vertiefen, ob er lügt oder nicht. Ich kann aber sagen, dass ich meinen Geheimdienstleuten sehr vertraue.»
Auch FBI-Direktor äusserte sich am Mittwoch. Er bestätigte, dass Russland «in bösartigen Operationen bis zum heutigen Tag versucht, Einfluss in den USA zu nehmen.» Die Angriffe seien darauf ausgerichtet «Zwietracht und Spaltung in unserem Land zu säen.»
Demokraten wollen Trumps Übersetzerin anhören
Mit den neuerlichen Verwirrungen fand Trump auch am Mittwoch nicht aus der Krise. Die Demokraten versuchen nun, aus dem Kommunikations-Debakel Kapital zu schlagen. Abgeordnete forderten eine Aussage der Übersetzerin von Trump vor dem US-Kongress. Sie soll zum Vier-Augen-Gespräch zwischen der beiden Staatchefs in Helsinki Auskunft geben, damit die Öffentlichkeit «erfahre, was genau im Namen der USA besprochen und entschieden wurde».
Die Demokraten sind gut beraten, den Rückenwind auszunutzen. Denn der Wind dreht in den USA in dieser Präsidentschaft schnell.
Seit Donald Trump 2016 zum 45. Präsident der Vereinigten Staaten gewählt wurde, wirbelt er die internationale Politik durcheinander. Bleiben Sie auf dem Laufenden mit allen Bildern, News & Videos aus den USA.
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