Jemen
Rebellenallianz im Jemen bröckelt - Ex-Präsident Salehs Kehrtwende

Sanaa – Ohne ihren Verbündeten, Ex-Präsident Saleh, hätten die schiitischen Huthi-Rebellen die Hauptstadt Sanaa im mehrheitlich sunnitischen Jemen wohl nie erobert. Nun kämpfen seine Truppen plötzlich gegen die Aufständischen. Eine Wende im Bürgerkrieg?
Publiziert: 03.12.2017 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 16:38 Uhr
Kämpfer in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa (Aufnahme vom 16. November 2017).
Foto: KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Der frühere Präsident Ali Abdullah Saleh, dessen mächtige Truppen jahrelang an der Seite der Huthi-Rebellen gekämpft hatten, zeigte sich am Wochenende offen für Gespräche mit der Regierung und will «eine neue Seite» in dem Konflikt aufschlagen. Gleichzeitig kämpfen seine Anhänger bereits seit Mittwoch in der Hauptstadt Sanaa gegen die Huthis.

«Ich rufe alle Brüder in den Nachbarstaaten und ihre Verbündeten auf, die Aggressionen gegen den Jemen zu stoppen. Dann werden wir eine neue Seite aufschlagen und positiv miteinander umgehen», sagte Saleh am Samstag im jemenitischen Fernsehen.

Saleh forderte die auf Seiten der Regierung kämpfende, unter Führung Saudi-Arabiens stehende Allianz zudem dazu auf, die Blockade der Flughäfen und Häfen des Landes komplett zu beenden und wieder Hilfslieferungen in das Land zu lassen. Dann könne auch wieder «nachbarschaftlich» miteinander gesprochen werden. Die Aussagen wurden als Bruch zwischen Saleh und Huthis interpretiert.

Der 75-jährige Saleh, der den Jemen über drei Jahrzehnte bis zu seiner erzwungenen Ablösung 2012 regierte, war ein wichtiger Verbündeter der Rebellen.

Weite Teile der Armee sind dem schwerreichen ehemaligen Staatschef noch immer treu ergeben. Ohne diese Kämpfer hätten die Aufständischen den Jemen 2014 nicht überrennen und sie von den Regierungstruppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi erobern können. Noch immer kontrollieren sie weite Teile des Nordens und Sanaa. Hadi musste ins Exil nach Riad flüchten.

Rebellenführer Abdel-Malek al-Huthi verlangte ein Ende der Kämpfe in Sanaa und forderte Saleh auf, «reifer» zu sein als seine Truppen. Dessen Aussagen seien ein «Verrat».

Die Koalition von Huthis und Saleh war von Anfang an als Zweckbündnis gesehen worden. Als dieser noch Präsident war, führte Saleh mehrere Feldzüge gegen die Gruppe, deren Siedlungsgebiet im Norden des Landes liegt. Die saudi-arabische Militärkoalition begrüsste das Gesprächsangebot Salehs hingegen.

Im bitterarmen Jemen kämpften die Huthi-Rebellen mit Saleh zusammen auf der einen Seite gegen die Regierung und ein von Saudi-Arabien geführtes Bündnis auf der anderen Seite.

Seit 2015 bombardieren Saudi-Arabien und seine Verbündeten Stellungen der Huthis aus der Luft. Riad beschuldigt die schiitischen Aufständischen, von seinem Erzfeind Iran unterstützt zu werden. Mit ihren Angriffen trug das Bündnis dazu bei, dass im Jemen eine der schwersten humanitären Krisen der Gegenwart ausbrach.

Die Kämpfe zwischen Anhängern Salehs und den Huthis eskalierten am Wochenende. Zahlreiche Menschen sollen verletzt und getötet worden sein. Der mehrheitlich im Besitz saudi-arabischer Investoren befindliche Fernsehsender Al-Arabia berichtete von über 80 Toten.

Einwohner berichteten der dpa, die Kämpfe seien in einigen Stadtteilen auch am Samstag fortgesetzt worden. Salehs Partei teilte mit, sie habe die Kontrolle über mehrere Bezirke übernommen. Auf Fotos und Videos, die im Internet geteilt wurden, ist zu sehen, wie Anhänger des Ex-Präsidenten Plakate der Huthis in den Strassen Sanaas von Strassenlaternen herunterreissen.

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