23 Jahre nach Giftgas-Anschlag in Tokio
Jetzt wurde Sektengründer Asahara (†63) hingerichtet

Shoko Asahara (†63) war der Gründer der Aum-Endzeitsekte. Vor 23 Jahre verübte erden Giftgas-Anschlag auf die Tokioter U-Bahn in Japan. Jetzt wurde Asahara hingerichtet.
Publiziert: 06.07.2018 um 04:10 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 15:54 Uhr

Mehr als zwei Jahrzehnte nach dem verheerenden Giftgas-Anschlag auf die U-Bahn in Tokio sind Shoko Asahara (†63), Gründer der Aum-Endzeitsekte, und sechs weitere Sekten-Mitglieder hingerichtet worden. Die japanische Justizministerin Yoko Kamikawa bestätigte, dass Shoko Asahara und sechs seiner Mitstreiter am Freitag gehängt wurden.

Es waren die ersten Hinrichtungen im Zusammenhang mit der Nervengasattacke, welche die Welt schockiert hatte. Asahara und sechs weitere Mitglieder der Aum-Sekte seien wegen der «extrem grausamen und schwerwiegenden Taten, die beispiellos waren und nie wieder passieren sollten», hingerichtet worden, erklärte Justizministerin Kamikawa.

13 Tote und mehr als 6000 Verletzte nach Gift-Anschlag

Weitere sechs Sektenmitglieder sitzen wegen des Anschlags in Tokio noch im Todestrakt. Insgesamt war mehr als 190 Aum-Mitgliedern der Prozess gemacht worden. Bei dem Anschlag am 20. März 1995 hatten die Attentäter der Aum-Sekte während des Berufsverkehrs das Nervengas Sarin in der Tokioter U-Bahn freigesetzt. 13 Menschen wurden getötet und mehr als 6000 weitere verletzt.

Das Gift war an fünf Orten in der Tokioter U-Bahn in flüssiger Form freigesetzt worden. Der Anschlag legte die japanische Hauptstadt lahm und verwandelte sie in eine regelrechte Kriegszone: Verletzte mit tränenden Augen rangen um Luft, andere hatten Schaum vor dem Mund und brachen zusammen, einigen lief Blut aus der Nase.

Mit dem Anschlag auf die U-Bahn wollte die Sekte eine geplante Polizeirazzia gegen ihr Hauptquartier am Fusse des heiligen Berges Fuji verhindern. Die Tat hatte weltweit für Entsetzen gesorgt und zu einem rigorosen Vorgehen der Behörden gegen die Sekte geführt.

Asahara habe den Tod «verdient»

Inzwischen ist die Sekte unter dem Namen Aleph bekannt. Der fast blinde Asahara war im Jahr 2000 offiziell verstossen worden, Experten zufolge soll er aber weiter starken Einfluss auf die Gruppe gehabt haben.

Die Hinrichtung der sieben Sektenmitglieder stiess bei einigen Überlebenden am Freitag auf Erleichterung: «Als ich die Nachricht hörte, reagierte ich ruhig», sagte der Filmemacher Atsushi Sakahara, der bei dem Anschlag verletzt worden war. «Aber ich hatte das Gefühl, dass die Welt ein bisschen heller geworden ist.»

Er leide seit Jahren an den Folgen der Attacke und werde sie nie vergessen. «Aber die Hinrichtung bringt eine Art Abschluss.» Shizue Takahashi, deren bei der U-Bahn beschäftigter Mann bei dem Anschlag getötet worden war, sagte vor Journalisten, Asahara habe den Tod «verdient». Mit den Hinrichtungen sei ein Gerichtsurteil vollstreckt worden, «also von meiner Seite keinerlei Tränen».

«Von Aum ausgeführten Anschläge waren verachtenswürdig»

Trotz der Grausamkeit des Anschlags hatten einige Experten vor einer Hinrichtung der Täter gewarnt. Der Tod Asaharas könne einen neuen Sektenführer hervorbringen, möglicherweise Asaharas zweiten Sohn. Überdies gab es Warnungen, die Exekutionen könnten die Täter in den Augen ihrer Anhänger zu Märtyrern machen.

Die Hinrichtung der Verantwortlichen sei sorgsam abgewogen worden, sagte Justizministerin Kamikawa. Die japanischen Behörden erklärten, sie befänden sich wegen möglicher Vergeltungsakte im Alarmzustand. Japanischen Medien zufolge erschien die Polizei bei Gruppierungen, die Verbindungen zur Aum-Sekte und ihrer Nachfolgeorganisation unterhalten sollen.

Anwälte, Aktivisten und eine Tochter Asaharas, Rika Matsumoto, hatten sich gegen die Hinrichtung des Sektenführers gewandt, der nicht nur körperliche, sondern auch psychische Probleme gehabt haben soll. Matsumo sagte, ihre Familie habe lange darum gekämpft, dass ihr Vater behandelt werden solle. Aber das Gefängnis in Tokio und die Gerichte hätten dies nicht erlaubt und gesagt, es gehe ihm gut.

Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International kritisierte die Hinrichtung der Sektenmitglieder. «Die von Aum ausgeführten Anschläge waren verachtenswürdig und die Verantwortlichen verdienen eine Bestrafung. Aber die Todesstrafe ist nie die Antwort», sagte die Ostasienexpertin Hiroka Shoji in einer Mitteilung. (SDA/rad)

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