Ivica Todorić ist flüchtig
Haftbefehl gegen den mächtigsten Wirtschaftsboss Kroatiens

Die Staatsanwaltschaft Kroatiens sucht Ivica Todorić mittels internationalem Haftbefehl. Dem mächtigsten Unternehmer des Landes wird Bilanzfälschung und Konkursverschleppung vorgeworfen. Auch Politiker dürften nun zittern, einige sollen mit Todoric jahrelang gemeinsame Sache gemacht haben.
Publiziert: 22.10.2017 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:05 Uhr
Der Anwalt von Ivica Todorić, Rajko Cogurlic, verlässt das Familenanwesen in Zagreb. Von seinem Klienten fehlt jede Spur.
Foto: ANTONIO BRONIC

Die Staatsanwaltschaft im EU- und NATO-Staat Kroatien sucht den mächtigsten Unternehmer des Landes mit internationalem Haftbefehl. Die Strafverfolgungsbehörde habe am Samstag in Zagreb einen Haftbefehl für Ivica Todoric ausgestellt, bestätigte ein Sprecher.

Dem 66-Jährigen werden Bilanzfälschung und Konkursverschleppung vorgeworfen. Todoric hatte über Jahrzehnte den in der gesamten Balkanregion mit Abstand grössten Lebensmittel- und Handelskonzern Agrokor aufgebaut, der jetzt bankrott ist. Nach unbestätigten Berichten soll der Geschäftsmann in London untergetaucht sein.

Wladimir Putin involviert

Der Konzern Agrokor ist mit schätzungsweise sechs Milliarden Euro verschuldet. Allein bei der russischen Sberbank betragen die Verbindlichkeiten eine Milliarde Euro.

Zuletzt war das bereits angeschlagene Unternehmen nur mit neuen russischen Krediten am Leben gehalten worden. Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarovic hatte die Finanzprobleme in dieser Woche auch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin besprochen.

Muss sich die Regierung fürchten?

Die kroatische Regierung hatte Agrokor per Sondergesetz übernommen, um den Konkurs doch noch abzuwenden. Eigentümer Todoric hatte dagegen behauptet, ihm sei sein Unternehmen gestohlen worden. Der Konzern hat mit seinen 60'000 Beschäftigten überragende Bedeutung für die Wirtschaft des kleinen Kroatien.

Regierungskritiker hatten bemängelt, dass die Politik seit Jahrzehnten mit Todoric «gekungelt» habe. Nur so habe der Geschäftsmann ein solches Riesenunternehmen aufbauen können. Nach Medienberichten sollen führende Politiker, darunter auch ein amtierender Minister, zeitweise in dem Unternehmen in leitenden Positionen gearbeitet haben und in den Skandal verstrickt sein. (SDA)

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