Hier rollen 60 Corona-Tote durch Bergamo
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In Armeelastwagen:Hier rollen 60 Corona-Tote durch Bergamo

Italiens traurigster Rekord
Hier rollen 60 Corona-Tote durch Bergamo

Die Zahl schockt: Gestern meldet Italien 475 Corona-Tote an einem einzigen Tag. Damit avanciert das Land zum weltweit grössten Epizentrum des unheimlichen Virus.
Publiziert: 19.03.2020 um 13:36 Uhr
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Aktualisiert: 15.12.2020 um 11:17 Uhr
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Selbst bei den Bestattungszeremonien müssen alle Mundschutzmasken tragen.
Foto: AFP
Myrte Müller

Es sind nicht nur Zahlen, die das ganze Ausmass der Corona-Katastrophe in Italien aufzeigen. Es sind Schicksale einzelner Menschen. Es ist die Trauer ihrer Angehörigen, die Angst von Millionen. Und es sind Bilder, wie sie Bergamo (I) liefert. Gespenstisch und herzzerreissend zugleich.

In der Nacht rollt ein langer Konvoi von Armee-Transportern durch die norditalienische Stadt. Sie haben über 60 Tote auf ihren Ladeflächen. Alles Corona-Opfer, die in Bergamo nicht mehr kremiert werden können, weil es zu viele sind.

Die Bahren werden nun auf sieben Provinzen verteilt. Dort werden sie in den verschiedenen Krematorien verbrannt. In Modena, im Friaul, im Piemont, Parma, Piacenza, Rimini und in Varese. Weit entfernt von ihren Familien.

Mehr Tote als in China

In nur 24 Stunden starben landesweit 475 Menschen an Covid-19. So viele Todesopfer an einem Tag gab es selbst während der Epidemie in Wuhan nicht. Damit bricht Italien seinen wohl traurigsten Rekord. Insgesamt sind im Land bis jetzt rund 3000 Menschen dem tückischen Virus zum Opfer gefallen.

Allein in der norditalienischen 120'000-Einwohner-Stadt Bergamo kamen in der vergangenen Woche über 300 Menschen an der Lungenentzündung ums Leben. Die Zahl der registrierten Infizierten von knapp 29'000 bleibt hingegen recht stabil. Über 4000 Personen konnten als geheilt aus den Spitälern entlassen werden.

Angesichts einer Sterblichkeitsrate von bald fast zehn Prozent sei an eine Lockerung der Eindämmungsmassnahme nicht zu denken, verkündet Regierungschef Giuseppe Conte (55). Im Gegenteil. Die Massnahmen sollen noch verschärft werden. Manche Provinzen und Gemeinden legen vor, verbieten sogar schon den Spaziergang und die Velofahrt im Freien.

Schulen bleiben auch über Ostern zu

So werden Schulen, Handel und grosse Teil der Produktion auch über den 3. April hinaus still stehen und die Bewegungsfreiheit nur denjenigen erlaubt sein, die einen dringenden Arbeitsweg nachweisen, Lebensmittel einkaufen gehen, zur Post oder zur Bank sowie zur Apotheke müssen.

Im verzweifelten Kampf gegen die Ausbreitung des Virus folgt Italien dem chinesischen und südkoreanischen Vorbild. Die Smartphones der Italiener sollen nun überwacht werden, um ihre Bewegungen zu beobachten. Auch wird erwogen, die Handys der Infizierten zu registrieren, um sie zu lokalisieren und festzustellen, mit wem sie Kontakt haben.

Lombardei ruft zum Shutdown auf

Die schwer getroffene norditalienische Region Lombardei ruft die Regierung in Rom zu einem kompletten Shutdown auf. Der Gesundheitsbeauftragte der Region berichtet von dramatischen Zuständen in den Spitälern. «Es gibt keinen anderen Weg. Die Spitäler sind am Ende der Kräfte, es gibt keine Therapie gegen Covid-19», sagte der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Gallera, im Interview mit der römischen Tageszeitung «La Repubblica».

«Die Zahl der Infizierten wächst weiter. Nicht nur ältere Patienten, sondern auch Menschen im Alter von 40 oder 50 Jahren werden eingeliefert, die beatmet werden müssen», so Gallera. Er kritisiert, dass immer noch zu viele Menschen auf den Strassen unterwegs seien. «Das ist unannehmbar. Die Leute müssen zu Hause bleiben», sagte der Politiker.

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