Die Übernahme der aus Seenot geretteten Menschen sei für Montag geplant, hiess es am Samstagabend aus Quellen im Innenministerium in Rom. Zuvor hatte sich die Lage auf dem Schiff der Organisation SOS Méditerranée, das sich in internationalen Gewässern vor Sizilien befindet, zugespitzt.
An Bord ist auch ein 31-jähriger Schweizer, der das Such- und Rettungsteam auf dem Schiff der Hilfsorganisation SOS Méditerranée leitet. «Mehrere Menschen haben versucht, über Bord zu springen», beschreibt Eva Ostendarp (29), Sprecherin der Hilfsorganisation in der Schweiz, die Lage. Am Donnerstag und Freitag, so Ostendarp, versuchten sechs Menschen, sich umzubringen – zwei sprangen über Bord, einer probierte, sich zu erhängen.
Die Betreiber berichteten von einem Hungerstreik unter den Geflüchteten. Verena Papke, Geschäftsführerin von SOS Méditerranée für Deutschland, hatte am Freitag von mehreren Suizidversuchen gesprochen. Die Ocean Viking hatte zudem den Notstand an Bord ausgerufen. Bis dahin waren mehrere Bitten um Zuweisung eines sicheren Hafens in Malta und Italien erfolglos geblieben.
Lage an Bord habe sich zunächst entspannt
Die Crew sandte die dringende Anfrage an die Behörden beider Länder zur Aufnahme von rund 45 Menschen, die in schlechter Verfassung seien. Italien schickte daraufhin am Samstag einen Psychiater und einen kulturellen Mediator aus Pozzallo für mehrere Stunden an Bord, berichteten beide Seiten. Danach kam die Erlaubnis aus Rom zur Übernahme auf die Moby Zaza.
Die Lage an Bord habe sich jedoch etwas entspannt, hiess es aus der italienischen Hauptstadt. Am Sonntag seien zunächst Corona-Abstriche bei den Migranten geplant. Wie SOS Méditerranée am Samstag schrieb, nahm das Schiff in insgesamt vier Einsätzen am 25. und am 30. Juni rund 180 Menschen aus dem Mittelmeer an Bord.
Italien und Malta hatten sich in der Corona-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Trotzdem brechen Migranten von Libyen und Tunesien in Richtung Europa auf. Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von privaten Schiffen auf, doch die Länder zögern mit der Zuweisung von Häfen oft lange. Sie fordern von anderen EU-Staaten regelmässig Zusagen über die Weiterverteilung der Menschen. (SDA/kes)