Vier Verletzte nach Schiesserei beim Youtube-Hauptquartier in Kalifornien
Schützin fühlte sich von Youtube diskriminiert

Im Youtube-Hauptquartier im kalifornischen San Bruno hat Nasim Aghdam wild um sich geschossen. Nachdem sie mehrere Personen teils schwer verletzt hat, tötet sich die Schützin selbst. Grund für den Amoklauf: Frust über Youtube.
Publiziert: 03.04.2018 um 22:20 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:50 Uhr

Schüsse im Youtube-Hauptquartier: In San Bruno, im US-Bundesstaat Kalifornien, ist es am Dienstagmittag (Ortszeit) zu einer Schiesserei gekommen. Vier Menschen wurden dabei verletzt. Drei wurden mit Schusswunden ins Zuckerberg San Francisco General Hospital gebracht: Ein Mann (36) in kritischem, eine Frau (32) in ernstem und eine Frau (27) in einem nicht kritischen Zustand.

Die Schützin ist tot. Bei der Täterin handelt es sich um die 39-jährige Nasim Aghdam, eine radikale Tierschützerin. Ihr Vater äusserte sich bereits gegenübber der kalifornischen Zeitung «The Mercury News». Die Familie habe Aghdam vor der Tat als vermisst gemeldet und davor gewarnt, dass sie auf dem Weg zu Youtube sein könnte.

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Wahnsinnstat einer frustrierten Youtuberin

Verschiedene Medien berichten, dass sich Nasim Aghdam selbst gerichtet habe. Das wollte Barberini jedoch nicht bestätigen. Genauso wenig sagte er etwas zu den Mutmassungen, die Schützin habe versucht, ihren Freund zu erschiessen. Youtube selber könnte aber ebenfalls eine wichtige Rolle spielen.

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Laut US-Medien handelt es sich bei der Täterin um Nasim Aghdam.

Denn auf ihrer Internetseite macht Aghdam der Video-Plattform schwere Vorwürfe. Ihr Kanal würde von Youtube diskriminiert und kontrolliert. Sie hätte viele Follower und Zuschauer gehabt und dann plötzlich keine mehr.

Ausserdem beklagt sich Aghdam darüber, dass sie mit ihren Videos kaum Geld verdiene – und das trotz zahlreicher Klicks. Auf einem Screenshot hat sie 366'591 Video-Aufrufe innerhalb von 28 Tagen rot markiert. Ihre Einnahmen: nur 10 Cent. 

«Engstirnige» Youtube-Mitarbeiter hätten ein Video von ihr zudem mit einer Altersbeschränkung versehen. Die angebliche Folge: weniger Aufrufe. Youtube hätte das absichtliche gemacht «um meine Views zu reduzieren, mich zu unterdrücken und zu entmutigen».

Die Amokschützin bezog sich auf Hitler

Auf ihrer Webseite verbreitet Aghdam ihren Hass gegen die Plattform. „«Seid gewarnt», schrieb sie in einem von «Bild» übersetzten, wirren Statement. «Diktatur gibt es in allen Ländern, nur mit verschiedenen Taktiken. Sie kümmern sich allein um ihren eigenen, kurzfristigen Profit und tun alles, um ihre Ziele zu erreichen – auch indem sie einfachgestrickte Menschen hinters Licht führen, die Wahrheit verstecken, die Wissenschaft manipulieren und die öffentliche, mentale wie körperliche Gesundheit aufs Spiel setzen, nicht menschliche Tiere ausbeuten, die Umwelt verschmutzen, Familienwerte zerstören, Materialismus und sexuelle Degeneration im Namen der Freiheit propagieren … und Menschen in programmierte Roboter verwandeln.»

Anschliessend sagt sie: «Mache die Lüge gross, mache sie einfach, wiederhole sie immer wieder, und letztendlich wird man sie glauben.» Das Zitat wird Adolf Hitler zugeschrieben.

Aghdam behauptet, es gäbe keine Transparenz auf Youtube oder anderen Plattformen: «Dein Kanal wächst nur, wenn sie es wollen.» Fehlende Aufmerksamkeit auf Youtube als Grund für einen Amoklauf?

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Dianna Arnspiger hatte volle Sicht auf die Schützin und auf ihre Waffe. «Es war kein Gewehr, aber es war eine richtig grosse Pistole», erinnert sich die Youtube Angestellte bei einem Interview mit USA Today.

Die Frau habe etwas im Gesicht gehabt, eine Brille vielleicht. Und sie trug einen Schal um das Gesicht. Andere Zeugen sprechen von einer Maske.

Auf seiner Flucht nach draussen sah Youtube-Programmierer Zach Voorhees eine Person am Boden liegen. Es sah so aus, als blutete sie aus dem Bauch, erzählt Voorhees ABC7 News. «Ich hab jemanden schreien gehört ‹Komm und hol mich›. Aber ich verstand nicht, was los war bis die Polizei mit Sturmgewehren ins Gebäude rannte.»

Wie eine Verrückte geschrien

Ein Youtube-Mitarbeiter twittert, wie er sich in einem Zimmer mit seinen Kollegen verbarrikadiert hat.

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Lil, eine andere Angestellte, berichtet, wie sie mit ihren Händen über dem Kopf evakuiert wurde. «Ich hab Bluttropfen auf den Treppenstufen gesehen, die ich jeden Tag hochlaufe», twittert Lil. «Ich zittere. Das ist so surreal. Ich hoffe, meine Arbeitskollegen sind okay.»

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Er sei gerade von seinem Mittagessen zurückgekommen, erzählt ein Augenzeuge dem US-Nachrichtensender NBC. Er hörte einige Schüsse und eine Frau, die geflucht und geschrien habe, als sei sie verrückt.

Blutung mit Servietten gestoppt

Ein Augenzeuge, der gegenüber in einem Fast-Food-Restaurant sass, berichtet, dass er zwei, drei Schüsse gehört habe, bevor eine junge Frau mit einer Schusswunde im Bein vorbeirannte.

Ein Augenzeuge erzählt von einer angeschossenen Frau.
Foto: Screenshot CNN

«Man hat sie ins Restaurant gebracht und versucht, mit Servietten die Blutung zu stoppen», erzählt der Augenzeuge CNN. Dann seien erneut Schüsse gefallen. «Auf den anderen wurde etwa zehn Mal geschossen!»

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Google CEO Sundar Pichai versprach, zusammen mit Susan Wojcicki, Youtube CEO, ihre Angestellten durch diese schwierige Zeit hinweg zu unterstützen.

«Es gibt keine Worte, die die Tragödie, die sich heute zugetragen hat, beschreiben könnten.»

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US-Präsident Donald Trump (71) bedankt sich auf Twitter bei der «phänomenalen» Polizei für ihren Einsatz.

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Im Hauptquartier der Videoplattform, die seit 2006 dem Internet-Riesen Google gehört, sind weit über 1000 Menschen beschäftigt.

Mehr als 1,5 Millionen Menschen hatten am 24. März landesweit für schärfere Waffengesetze demonstriert. Angeführt wurde der «Marsch für unser Leben» von Überlebenden des Schulmassakers in Parkland im Bundesstaat Florida. Dort hatte ein früherer Mitschüler am Valentinstag 17 Menschen erschossen. (man/voi)

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