Der Fund war grausam. In einem auf dem Pannenstreifen abgestellten Lastwagen im österreichischen Parndorf stiess die Polizei im Sommer vergangenen Jahres auf die verwesten Leichen von 71 Flüchtlingen. Die Männer, Frauen und Kinder aus Irak, Afghanistan, Syrien und Irak waren auf der Flucht nach Europa in dem vollkommen überfüllten Laster erstickt.
Nun hat die ungarische Justiz die Anklage von acht Tatverdächtigen angekündigt. Vier Männer würden des Totschlags, vier der Schlepperei beschuldigt. Das erklärte der Abteilungsleiter im Nationalen Ermittlungsbüro (NNI), Zoltan Boross, heute vor der Presse in Budapest. Allen acht Beschuldigten werde angelastet, die Delikte im Rahmen einer kriminellen Vereinigung begangen zu haben.
Die Männer - ein Afghane und sieben Bulgaren - befinden sich in Ungarn in Untersuchungshaft. Ungarn hatte die Ermittlungen im vergangenen Jahr vollständig übernommen, da mehrere der Tatverdächtigen auf ungarischem Staatsgebiet verhaftet wurden und nachgewiesen werden konnte, dass die Flüchtlinge bereits erstickt waren, als der Kühllastwagen die österreichische Grenze passierte.
Als Kopf der Schlepperbande identifizierte Boross den in Ungarn inhaftierten Afghanen, der zuvor in Budapest gelebt und von dort aus den Ring gesteuert haben soll. «Er hat mit seiner Hemmungslosigkeit und Gier die Tragödie herbeigeführt», sagte der NNI-Beamte. Unter den Angeklagten sei auch der 25-jährige Chauffeur des Todes-LKWs. (SDA/lha)