Grüsel (38) schändete Esel in Liechtenstein – Forensiker analysiert
«Es passiert vor allem in ländlichen, konservativen Milieus»

Ein Bauer aus dem liechtensteinischen Triesenberg hat einen in der Schweiz wohnhaften Mann (38) beim Sex mit einer Eselstute erwischt. Weshalb vergehen sich Menschen an Vierbeinern?
Publiziert: 19.02.2019 um 20:17 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2019 um 20:49 Uhr
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Triesenberg, Liechtenstein: Hier passierte am vergangenen Freitag ein sexueller Übergriff auf eine Eselstute.
Foto: Getty Images
Georg Nopper

In Liechtenstein taten sich am Freitagabend menschliche Abgründe auf: Ein Bauer aus Triesenberg überraschte in seinem Stall einen Mann (38) beim Sex mit einer Eselstute. Der Tier-Grüsel ist kein Einzelfall: Die Stiftung Tier im Recht zählte im Jahr 2016 schweizweit fünf Straffälle wegen sexuell motivierten Übergriffen auf Tiere. 2017 waren es sogar deren acht. Es ist davon auszugehen, dass die Dunkelziffer weit darüberliegt.

Was treibt diese Menschen dazu, sich an Tieren zu vergehen? Laut Forensiker Thomas Knecht handelt es sich bei sexuellen Übergriffen auf Tiere meistens um Ersatzhandlungen. «Es fällt auf, dass Zoophilie häufiger in jenen Kreisen praktiziert wird, wo Selbstbefriedigung und eine offene Sexualität verpönt sind», sagt der Leiter der Fachstelle Forensische Psychiatrie und Psychotherapie in Herisau AR gegenüber BLICK. Auch der Zugang zu Tieren spiele eine Rolle. «Das heisst: Es passiert vor allem in ländlichen, konservativen Milieus.»

«Unattraktive Personen mit sozialen Schwierigkeiten»

Es sei schwer vorstellbar, dass sich jemand von Kind auf sexuell zu Tieren hingezogen fühle, sagt Knecht. Im Gegensatz zur Pädophilie sei Zoophilie keine Entwicklungsstörung, wo man fixiert sei auf ein unreifes, vorpubertäres Körperbild, erklärt der Forensiker. «Zoophile sind vielmehr auf der Suche nach einem Ersatzobjekt, wenn eine sexuelle Beziehung mit anderen Menschen unerreichbar erscheint. Es handelt sich häufig um unattraktive und isolierte Personen mit sozialen Schwierigkeiten.»

Selbst ein Besuch bei einer Prostituierten setze eine gewisse Sozialkompetenz voraus, zudem spielen die Kosten eine Rolle, sagt Knecht. «Und der Aspekt, dass der Besuch einer Prostituierten in konservativen Kreisen als Makel gilt.» Die Entdeckungsgefahr bei einer Prostituierten sei höher. Bei Tieren sei man dagegen auf der sicheren Seite. «Denn sie reden nicht», sagt Knecht.

Die Schändung von Tieren könne sich unter Umständen zur Gewohnheit entwickeln. Betroffen seien in unseren Breitengraden vor allem Rinder, Kälber, Rösser, Esel, Katzen und Hühner. «Tiere also, die dem Menschen nicht wirklich gefährlich werden.» Neuerdings komme mit Tierpornos im Internet ein zweiter Einstieg in die Zoophilie in Frage. 

Extremer Einzelgänger?

Im konkreten Fall aus Liechtenstein kann sich Forensiker Knecht gut vorstellen, dass es der Täter trotz seiner 38 Lebensjahre nie zu einer Sexualität im gesunden Rahmen gebracht habe. Knecht: «Es würde mich nicht wundern, wenn er ein extremer Einzelgänger wäre.» Verletzungen an der Eselstute hingegen würden auf ein sadistisches Motiv hinweisen. «Dann wäre es Alarmstufe Dunkelrot!», sagt Knecht. Bisher ist nichts über Verletzungen am geschändeten Tier bekannt.

Dass es sich bei Zoophilen häufig um kontaktscheue Einzelgänger handelt, ist auch die Meinung von Michelle Richner, Juristin bei der Stiftung Tier im Recht. Dass der Täter jedoch in einen wildfremden Stall eindrang und sich dort an einer Eselstute verging, lässt eine dunkle Vorahnung bei ihr aufkommen: «Im beschriebenen Fall ist meiner Meinung nach aber eher von einem Zoosadisten auszugehen, da es sich beim geschändeten Tier um einen dem Täter fremden Esel handelte», sagt Richner.

Tier-Grüsel drohen bis zu drei Jahre Knast

Sexuell motivierte Handlungen mit Tieren sind verboten und werden als Tierquälerei bestraft, wie die Juristin erklärt. «Das Zufügen von Schmerzen ist für eine Verurteilung nicht erforderlich.»

Auch der gewaltlose Geschlechtsverkehr mit Tieren sei strafbar. «Selbst dann, wenn die Tiere an entsprechende Handlungen gewöhnt sind oder sogar darauf dressiert wurden und daher vermeintlich freiwillig mitwirken.» Menschen, die sich an Tieren sexuell vergehen, drohen laut Richner bis zu drei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe.

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